Das Hauen und Stechen um die Konjunkturmilliarden hat spätestens letzte Woche begonnen. Bei Anne Will wurde das Thema behandelt, die EU ist sich grundlegend einig, dass ein Investitionspaket kommen soll und die Lufthansa haben wir auch im Vorbeigehen mit Steuergeldern gerettet, ohne jegliche Weichenstellung für die Zukunft.
Da offenbar keiner die Systemfrage stellt, gilt es jetzt ganz nüchtern betrachtet nur darum, wer das Geld bekommt. Jeder nachhaltig denkende Mensch muss jetzt sehr laut schreien, damit nicht das komplette Geld dafür aufgewendet wird, Geschäftsmodelle von gestern am Leben zu halten.
Die ganze Welt wird jetzt sehr viel Geld in die Hand nehmen. Die Argumentationsgrundlage in den nächsten Jahren, Investitionsprogramme für den Klima- und Umweltschutz zu fahren, wird dadurch nicht einfacher. Jeder jetzt eingesetzte Euro sollte also bestenfalls eine Investition in die Zukunft sein. Veraltete Geschäftsmodelle dürfen jetzt nicht am Leben gehalten werden.
Keiner braucht jetzt während der Krise ein neues Auto. Die Ingenieurinnen und Ingenieure dieses Landes sollte man lieber dafür bezahlen, umweltfreundliche Technologien zu entwickeln und sie nicht dafür subventionieren, weiter am Verbrenner zu schrauben.
Auch jeder Euro, der jetzt in die Bildung und in zukunftsfähige Infrastruktur fließt, ist tausendmal besser aufgehoben, als in der Lufthansa.
Ja gut, bei der Lufthansa arbeiten weltweit circa 135.000 Mitarbeiter*innen. In der holzverarbeitenden Industrie sind es alleine in Deutschland 1,1 Millionen Beschäftigte, laut dem Branchenverband „Cluster Forst und Holz“. Mit immerhin 182 MRD Euro Umsatz im Jahr. Dass wir, auch dank dem Klimawandel, aufs dritte Dürrejahr in Folge zusteuern und ganze Waldbestände wegsterben ist offenbar egal.
Wir wissen, dass Ressourcen endlich sind. In der Kreislaufwirtschaft waren laut eigenen Angaben 290.000 Menschen im Jahr 2018 in Deutschland beschäftigt. Und es könnten noch mehr sein. Durch den geringen Ölpreis lohnt es sich derzeit wieder nicht Plastik zu recyceln.Wieso hier nicht in bessere Technologien investieren? (Wobei Vermeidung natürlich Vorrang hat, trotzdem ist Plastik nicht grundsätzlich schlecht).
Selbst Sand ist mittlerweile ein kritischer Rohstoff. Obwohl man 80 % des Bauschutts recyceln könnte. Laut dem Kreislaufwirtschaftsbericht des Baus werden allerdings nur 0,2 % der Baustellenabfälle, 11,3 % der Böden und Steine und 15,2 % des Straßenaufbruchs recycelt. Immerhin wird 45,5 % des Bauschutts recycelt. Nur 72,2 Mio. Tonnen, bei einem Bedarf von 566,5 Mio. Tonnen, wurden 2018 durch Kreislaufwirtschaft in der Baubranche gedeckt. Das hat allerdings hauptsächlich wirtschaftliche und keine technischen Gründe. Innovation täte auch hier gut.
Im Jahr 2019 wurden 233 km Autobahn bzw. Bundesstraßen neu gebaut oder ausgebaut. Nur sechs Kilometer Gleise sind hinzugekommen. Nicht nur ein übles Ungleichgewicht, sondern eine Investitionsverweigerung des Bundes.
Wie ihr seht fallen mir einige Investitionen ein, die zukunftsgerichteter sind als das derzeit forcierte. Und jetzt habe ich mich noch gar nicht beim Thema Bildung, Medizin und Digitalisierung ausgetobt.
Der heute verkaufte SUV sichert vielleicht Renditen, aber keine Jobs von morgen.
Titelbild (rostiges Auto): danielsfotowelt / pixabay.de
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Bis zum 4.6.20 kann man noch eine Petition beim Bundestag gegen eine „Abwrackprämie“ mitzeichnen. https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2020/_04/_24/Petition_110187.nc.html