Infrastrukturprojekte dauern normalerweise lange. Doch während der Covid-Pandemie ging es dann doch manchmal schnell. Aufgrund der Sorge einer Virus-Übertragung im Auto und im öffentlichen Nahverkehr ist im letzten Frühling das Bedürfnis aufs Fahrrad umzusteigen bei vielen, die in der Stadt wohnen, gestiegen.
Einige europäische Städte haben erstaunlich schnell auf diesen Bedarf reagiert und sogenannte Pop-Up-Lanes erstellt. Auf deutsch: zeitlich begrenzte, improvisierte Fahrradwege. Dazu hat man den Autos einfach die Straße oder Parkplätze weggenommen und einen Fahrradweg daraus gemacht.
Oftmals gab es Kritik, vor allem aus den Reihen der Autofahrer, dass das auch nicht mehr Leute aufs Fahrrad bringt. Dies lässt sich natürlich überprüfen und so gibt es nun eine der ersten wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema.
In der wissenschaftlichen Arbeit wurden 736 Fahrradmesstationen aus 106 europäischen Städten ausgewertet. Im Schnitt hat jede Stadt 11,5 km Pop-Up-Lanes ausgewiesen. Das hat zu einer Zunahme des Radverkehrs zwischen 11 und 48 % geführt.
Man darf davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren noch mehr wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema veröffentlicht werden.
Viele Bürgerinnen und Bürger haben in den Städten diese Pop-Up-Lanes lieb gewonnen und gesehen, wie wichtig gute Radinfrastruktur ist. Diese Zahlen sind für mich nur eine Bestätigung dessen, wofür ich mich sowieso einsetze: mehr Infrastruktur für den Fuß- und Radverkehr.
Die wissenschaftliche Arbeit geht noch auf den positiven gesundheitlichen Wert dieser Maßnahmen ein. Zwischen eine und sieben Milliarden können diese Pop-Up-Lanes an volkswirtschaftlichen Gesundheitsschäden sparen. Ich bin aber kein Fan davon, Gesundheit in Geld zu verargumentieren. Fahrrad fahren ist gesünder als im Auto sitzen. Das sollte als Argument pro Rad reichen finde ich.
Quelle: Studie via. PNAS | Titelbild (Fahrradspur): grand