Als ich 13 war und den Regenwaldschutz für mich entdeckt habe, war ich begeistert mit wie wenig Geld man da viel erreichen konnte. Ich habe die genauen Zahlen nicht mehr im Kopf. Aber die 30 Mark Urkunde hat schon einige tausend Quadratmeter Regenwald geschützt. Das sind riesige Mengen, dachte ich mir. Man muss nur genug Leute überzeugen und schon hat man den Großteil geschützt.
Dann habe ich lange überlegt, wie man dafür Geld bekommt. Habe mein Zeitungsaustragegeld teilweise gespendet, Verwandte genervt und Briefmarken gesammelt, die durch den Verkauf an Briefmarkenhändler auch Regenwald geschützt haben.
Als ich gemerkt habe, dass sich im Internet Geld verdienen lässt, habe ich Webseiten gebaut mit Bannerwerbung und PopUp-Werbung drauf, um die Einnahmen zu spenden.
Jetzt, 20 Jahre später kotze ich nur noch, wenn ich was zum Regenwald lese und fühle mich ein wenig hilflos, obwohl ich schon ein sehr kämpferischer Mensch bin.
Ich denke, mit der Gefühlslage bin ich nicht alleine. In den letzten Monaten bin ich in meiner politischen Arbeit sehr viel mit Menschen zusammengekommen, die alle etwas ändern wollen, aber in diesem trägen System untergehen und sich am Ende zurückziehen.
Ich merke, wie auch ich immer mehr zum Zyniker werde und meine Kämpfereigenschaften verliere. Das will ich nicht, das passt nicht zu meinem Selbstbild und noch ist der „Kampf“ auch nicht verloren.
Doch dann kommt wieder so eine Meldung daher, dass die Regenwaldabholzung im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 12 % zugenommen hat. Trotz Wirtschaftseinbruch im Corona-Jahr. Und keinen scheint es zu interessieren. Es gibt keinen Aufschrei, keine Sanktionen gegen Brasilien und auch sonst keine merklichen Folgen. Unionspolitiker werden sich maximal fragen, wie sie das nächste Freihandelsabkommen durchdrücken können.
Die Gegner sind mächtig und mein Zynismus ist sicherlich kein guter Begleiter. Doch ich finde den Hebel, den ich suche einfach nicht. So geht es vermutlich viele in meiner Situation. So ganz weiß ich auch noch nicht, worauf ich hinaus will.
Ich denke schon seit Wochen drüber nach, was ich noch ausprobieren könnte. Dabei vergesse ich wohl einfach mal zu machen. Kontinuierliche Arbeit an idealistischen Zielen ohne Erfolgserlebnisse ist aber nicht ohne. Aber es ist wohl das Realistischste, was ich mit meinen Möglichkeiten erreichen kann. Doch macht mich das glücklich? Nicht mehr unbedingt. Als ich noch naiver war, hat mich das glücklicher gemacht. Ich kann aber auch nicht wegsehen, wie die Umwelt zugrunde geht. Eine Zwickmühle.
Quelle: Global Forest Watch | Titelbild (Feuer im Wald): sippakorn