Einkaufswagen mit Pappfiguren darin

CO2-abhängiger Konsum: Verkehr & Wohnen besonders ineffektiv

Es ist immer schnell dahingesagt, dass man mit seinem Konsum bei jedem Einkauf jedes Mal aufs Neue die Wahl hat. Auch wenn ich damit vermutlich ein bisschen verrückt klinge, frage ich mich tatsächlich ziemlich oft, wie viel mein ausgegebener Euro nun an Ressourcen verbraucht und wie viel CO2 er ausstößt.

Das herauszufinden ist fast immer unmöglich und diese Frage werde ich mit diesem Blogeintrag nicht lösen können. Jedoch bin ich auf ein paar interessante Zahlen gestoßen, welchen Einfluss die Art des Konsums auf den CO2-Ausstoß und den Energieverbrauch besitzt. So kann ich mich der Frage nach der CO2-Abhängigkeit meines Konsums zumindest ein Stück nähern.

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Wie viel konsumieren wir Deutschen?

Im Jahr 2017 lagen die privaten Konsumausgaben bei 1,676 Billionen Euro[1]. Unser Bruttoinlandsprodukt betrug im gleichen Jahr 3,677 Billionen Euro[2]. Das heißt, die privaten Konsumausgaben hatten im Jahr 2017 einen 45,58 %igen Anteil am Bruttoinlandsprodukt.

Man kann also zu Recht sagen, dass unsere Konsumausgaben schon einen hohen Einfluss auf die Wirtschaft haben, obwohl uns in den Medien oftmals der Eindruck vermittelt wird, dass sowieso nur der Export zählt.

Auch das Argument, dass andere Länder viel mehr konsumieren, lässt sich relativieren. Bei den privaten Konsumausgaben liegt Deutschland wie bei so vielen wirtschaftlichen Kennzahlen auf Platz 4. Und die Chinesen, auf die gerne mal mit dem Finger gezeigt wird, haben nur 2,78 mal höhere private Konsumausgaben als Deutsche. Bei knapp 16,9 mal so vielen Einwohnern! Nur die unbelehrbaren Amis sind mal wieder uneinholbar auf Platz 1[3].

Im Durchschnitt hat jeder Deutsche im Jahr 2017 für 20.956 € konsumiert[1]. Dabei sind die Konsumausgaben natürlich stark vom Einkommen abhängig. So geben Haushalte mit einem Monatsnettoeinkommen unter 1.300 €, im Schnitt 1.025 Euro für den privaten Konsum aus. Die sehr gut Betuchten (5.000 – 18.000 € / Monat) geben monatlich 4.479 € für ihre Konsumbedürfnisse aus [siehe Tabelle].

Was konsumieren wir Deutschen?

Dabei ist interessant zu sehen, dass je mehr man verdient, viele Ausgaben in Relation zum Einkommen schrumpfen. Einkommensstarke Schichten zahlen so etwa nur noch 11,8 % ihres Einkommens für Nahrung. Einkommensschwache geben für die Ernährung mit 17 % deutlich mehr aus. Auch die Wohn- und Energiekosten minimieren sich von 46,6 % (bei Einkommensschwache) auf 29,7 %. Doch das überflüssige Geld muss ja auch irgendwo hin.

So steigen die Verkehrsausgaben relativ Stark von 9,4 % auf 16,8 %. In Zahlen sind das 96 € bei Einkommensschwache, zu 718 € im Monat bei Einkommensstarken. Und die kaufen sich meistens  keine Bahncard100 davon. Es ist davon auszugehen, dass reichere Leute sich davon einfach bessere und mehr Autos kaufen.

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Auch steigen die Konsumausgaben in den Bereichen Innenausstattung, Haushaltsgeräte/Gegenstände, Freizeit & Unterhaltung, Gesundheit, Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen. Bis auf den Bereich Gesundheit also alles mehr oder wenig Luxusausgaben.

Wie viel CO2 verursacht unser Konsum?

Jetzt kommen wir langsam zur Gretchenfrage, welche Art von Konsum denn nun welchen Anteil am CO2-Ausstoß besitzt? Es sei auch hier erwähnt, dass andere Treibhausgase einfach in CO2 umgerechnet wurden.

Am besten schneiden die Dienstleistungen ab (Zahlen aus 2015, da keine aktuelleren vorhanden). Fast 1/3 der Konsumausgaben, genauer gesagt 29,6 %, werden für Dienstleistungen ausgegeben. Diese haben aber lediglich einen Anteil von 12,5 % am deutschen CO2-Ausstoß der privaten Konsumenten.

Auch die Ernährung punktet mit einem geringeren CO2-Ausstoß als der eigene Anteil am Konsum. Soweit ich das recherchiert habe, werden auch importierte CO2-Ausstöße berücksichtigt. Trotz unseres hohen Fleischkonsums und den bekannten negativen Auswirkungen auf die Umwelt, importieren wir relativ wenig Fleisch und Futtermittel im Verhältnis zu anderen Ländern. Daher kommt vermutlich die ziemlich neutrale CO2-Bilanz in der Landwirtschaft. Andere Faktoren werden hier nicht berücksichtigt (Pestizide, Nitrat usw.).

Auch der Konsum von Produkten fällt relativ „positiv“ in der CO2-Bilanz aus. Der Anteil der Produkte an den Konsumausgaben beträgt 19,3 %, sie stoßen aber „nur“ 12,8 % der konsumbedingten CO2-Emissionen aus.

Die Sorgenkinder dieser Bilanz sind eindeutig der Verkehr und das Wohnen. Im Schnitt gaben die Deutschen 23,2 % ihrer Konsumausgaben 2015 fürs Wohnen aus. Dabei betrug dessen Anteil am CO2-Ausstoß stolze 36,3 %. Da Wohnen teurer geworden ist, gleichen sich die Zahlen zumindest an, der absolute CO2-Ausstoß wird vermutlich relativ konstant sein.

Wohnen

Auch wenn es uns nicht so vorkommt, die Menschen bewohnen immer größere Fläche. 1965 standen pro Kopf 22,3 m² Wohnung zur Verfügung. 1998 schon 38 m² und 47 m² im Jahr 2015[4]. Diese wollen auch beheizt werden. Der Löwenanteil des Energieverbrauchs in privaten Haushalten geht für die Raumwärme drauf. Im Jahr 2013 stolze 70,2 %. Gefolgt von Warmwasser (12,8 %), Unterhaltungsgeräte & Kommunikation (8,7 %), Kochen/Waschen (6,2 %) und Beleuchtung (1,9 %)[5]. Was wiederum irrsinnig ist, wenn man bedenkt, wie uns eingeredet wird, wie wichtig es ist effiziente Lampen zu besitzen und das Licht hinter einem auszumachen. Die Heizung eine Stufe herunterzudrehen wäre viel effektiver und dabei auch noch stressfreier.

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Verkehr

Der Verkehr ist besonders ineffektiv, wenn man die CO2-abhängige Wirtschaftsleistung unseres Konsums betrachtet. Lediglich 13,2 % der Konsumausgaben fielen auf den Verkehr, dabei war er für 26 % der CO2-Emissionen im privaten Konsumbereich verantwortlich. Das ist fast der Faktor 2! Ineffektiver ist kein anderer Konsumbereich.

Der Personenverkehr emittierte 2010 knapp 158 Millionen Tonnen Kohlendioxid, der Güterverkehr knapp 50 Millionen Tonnen. Im Personenverkehr verursachte der motorisierte Individualverkehr 79 % der Kohlendioxid-Emissionen. Auf Platz zwei folgten Flugzeuge mit 14% [6]. Es ist schwer die Wirtschaftsleistung der Bahn und des Autos in Relation zu dem CO2-Ausstoß zu setzen, weil ich keine Zahlen finde. Aber in der gleichen Studie heißt es beim Güterverkehr „Eisenbahn und Binnenschiff waren zusammen nur für 5 % der Emissionen verantwortlich, obwohl sie 28 % der Beförderungsleistung erbrachten.“ – Ich gehe davon aus, dass auch der Personenverkehr der Eisenbahn äußerst effizient ist. Vor allem, wenn man sich diese Tabelle des Umweltbundesamtes zu Gemüte führt:

Wie soll ich nun konsumieren?

Wenn du in den unteren Einkommensverhältnissen angesiedelt bist, hast du vermutlich gar keinen großen Spielraum, außer im Alltag generell auf den Umweltschutz zu achten. Bist du aber in der luxuriösen Situation, dass am Ende des Monats doch noch Geld übrig ist, solltest du damit verantwortungsvoll umgehen.

Zuerst wäre es hilfreich, wenn man sich den Reflex, sobald man in der gehobenen Mittelschicht angekommen ist, sich mehrere fette Autos und Motorräder in die Garage zu stellen, abgewöhnt. Warum stattdessen nicht mal ne Bahncard100?

Es ist zwar ein Klischee, dass die reichen Leute alle in Bio-Läden anzufinden sind, quasi als neues Statussymbol. Das geben die Statistiken offensichtlich nicht her. Und meine bescheidenen Beobachtungen im Alltag auch nicht. Wer also gut verdient, sollte vor allem die Qualität seines Essens erhöhen. Das gibt nicht nur Lebensfreude und ist vermutlich auch gesünder, es schützt auch den Regenwald. Bei BIO-Fleisch und Milch dürfen beispielsweise nur 10 % des Futters zugekauft werden. Strengere Label wie Demeter untersagen dies komplett. Außerdem sind die BIO-Anbaumethoden meist besser und nachhaltiger für den Boden und Insekten.

Wer unbedingt im Bereich Haus- und Wohnung konsumieren möchte: So eine Solaranlage auf dem Dach (Heißwasser / Strom) macht sich verdammt gut. Genauso eine Wärmepumpe im Garten (wenn vorhanden). Wer noch mehr Bastelei benötigt: Regenwasser auffangen und für die Klospülung verwenden. In manchen Gemeinden wird das sogar mit einige Hundert Euro gefördert.

Die Statistik zeigt uns, dass vor allem Dienstleistungen gut abschneiden. Also lieber mal eine Stadtführung mitmachen, die Schuhe beim Schuster reparieren lassen, auswärts einen (Fairtrade-Bio) Kaffee trinken, dem Lieblingspodcast ein paar Euros zukommen lassen oder öfters zum Friseur um die Ecke gehen, als den dritten Fernseher oder die zehnte Jeans zu kaufen.

Doch letzten Endes sollte man sich immer die Frage stellen, ob es das überhaupt braucht? Man muss sein Geld nicht immer verkonsumieren. Man kann auch in nachhaltige Ideen investieren, es auf dem Sparbuch einer nachhaltigen Bank belassen oder einer Organisation etwas spenden.

Und ja, ich bin mir der Ironie bewusst, dass auch ich bei der Finanzierung von Blog2Help vom Konsum abhängig bin. Jedoch versuche ich immer, die nachhaltigsten Produkte zu bewerben.

Quellen:

[1] Statistisches Bundesamt Seite 8

[2] Weltbank

[3] Wikipedia – Länder nach Konsumausgaben

[4] Wikipedia – Wohnfläche

[5] Destatis Umweltökonomische Gesamtrechnungen Seite 34

[6] Destatis Transport & Verkehr Seite 42

Beitragsbild (Einkaufswagen): Alexas_Fotos

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