Warum Spenden sinnvoll ist

Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Das merke ich jetzt immer öfters, wenn ich so durch meine Stammforen surfe. Dort häufen sich die Fragen, an wen man dieses Jahr spendet. Und dort trifft man auch auf viel Intoleranz gegen Leute die spenden. Teilweise herrscht schon fast Verachtung für die Arbeit der Organisationen.
Damit möchten wir uns heute befassen und uns die Frage stellen, warum Spenden sinnvoll und nicht unnütz ist.

Eine Hilfsorganisation ist wie der Name schon sagt dazu da, um zu helfen. Das kann zum Beispiel humanitäre Hilfe, Entwicklungshilfe, Umwelthilfe oder Tierhilfe sein. Die meisten Hilfsorganisationen sind Gemeinnützig, nützen also der Gemeinschaft und sind deshalb auch von der Steuer befreit. Außerdem kann man Spenden an solche Organisationen von der Steuer absetzen. Auch Sportvereine oder Kulturvereine gelten als Gemeinnützig und das meiner Meinung auch zu Recht.

Als Spender hat man mit einigen Argumenten zu kämpfen, die man immer als Todschlagargument an den Kopf geschmissen bekommt. Wenn man sich nicht damit befasst, ist es dann quasi unmöglich dem etwas entgegenzusetzen. Deshalb versuchen wir hier ein paar Fakten zu schaffen.

„Es geht doch sowieso alles für die Verwaltung drauf“

Die größte Sorge der Kritiker ist, dass die Spenden in irgendeiner Tasche von bösen Vorständen von Organisationen landen. Doch das ist bei seriösen Organisationen gewiss nicht der Fall. Ich habe mal nachrecherchiert in den Jahresberichten von vier Organisationen, um mal einen groben Überblick zu bekommen, wie viel Verwaltungskosten Hilfsorganisationen haben:

Organisation Jahr Verwaltungskosten in Prozent
WWF Deutschland 2009 4,9
Deutschland Hilft 2009 6,22
OroVerde 2009 4
OroVerde 2010 10
UNICEF 2010 4,44

Quellen: Die einzelnen Jahresberichte

Wie man erkennt, sind die Verwaltungs- bzw. Personalkosten sehr human. Jetzt könnte man natürlich dem entgegnen, dass die Oma immer beim Pfarrer gespendet hat, der in seinem Urlaub, auf eigene Kosten nach Afrika gereist ist und dort die Spenden verteilt hat. Das ist natürlich aller Ehren wert, doch auch in oben aufgeführten Organisationen gibt es genug Ehrenamtliche, denen es zu verdanken ist, dass die Personalkosten nicht höher sind.

Doch man kann in großen Organisationen nicht alles ausschließlich durch Ehrenamtliche erledigen. Die tägliche Arbeit wie Mitgliederbetreuung, Projektkoordination oder andere Verwaltungsaufgaben, verschlingen so viel Zeit und vor allem Know-How, dass dafür Ganztagskräfte benötigt werden und diese müssen freilich auch ihre Familien daheim ernähren.
Wenn wir mal beim Beispiel mit dem Pfarrer bleiben, hat auch dieser ab einer gewissen Spendensumme einen zu hohen Verwaltungsaufwand, um es selbst geregelt zu bekommen. Und dann braucht er auf einmal eine Sekretärin, die er nicht aus Nächstenliebe bekommt und schon entstehen Verwaltungskosten.

Ein anderer Aspekt ist vor allem in der Projektarbeit wichtig. Es werden erfahrene Fachkräfte benötigt, die dann natürlich auch entsprechend verdienen, da sie in der freien Wirtschaft ebenfalls gefragt wären. Und so viel Idealismus, dass man als Fachkraft für ein Appel und ein Ei arbeitet, kann man denke ich nicht von einem Menschen erwarten. Manche machen es trotzdem und das ist sehr ehrenwert.

Eine gute Projektorganisation spart aber auch Unmengen an Geld. Da ich schon sehr erfahren in der Software-Projektleitung bin, spreche ich da sogar aus Erfahrung. Lieber überlässt man ein Projekt einer teureren Fachkraft, die das Projekt auch wie geplant zu Ende bringt. Als dass man dort Geld spart, das Projekt ganz scheitert und alles Geld in den Sand gesetzt wurde.

„Ich möchte nicht, dass mein Geld nur für Werbung drauf geht“

Auch dieses Argument hört man oft in der Spendendebatte. Viele Organisationen werben ziemlich viel, um neue Spender zu akquirieren. Als Spender kennt man auch die Gimmicks, die man bekommt, wenn man Mitglied ist (vom WWF bekomme ich z.B regelmäßig Adressaufkleber).

Kritiker halten das für unnötig und meinen, die Spenden würden auch ohne Öffentlichkeitsarbeit zusammen kommen. Doch dafür gibt es auf beiden Seiten keinen Beweis, jedoch Indizien.

Die Menschen spenden mehr, wenn etwas im Fokus steht. So betrug das Spendenaufkommen in Deutschland alleine für die Opfer des Tsunami in Asien 2004, 670 Mio. Euro. Zum Vergleich: Das gesamte Spendenaufkommen des WWF Deutschland im Jahr 2009 betrug 24,2 Mio €.

Werbeanzeige von OroVerde

Dieses Verhalten ist auch menschlich. Wenn man sich täglich mit dem Leid der Welt auseinandersetzen müsste, dann hätten wir in der Bevölkerung wohl große psychische Probleme. Aus diesem Grund ist Marketing unerlässlich, um die Menschen, für die Probleme der Welt zu sensibilisieren. Außerdem gehört in dem Budget ja auch das Thema Umweltbildung dazu. Unsere Partnerorganisation OroVerde wurde zum Beispiel vor kurzem für ihr Projekt „Weil du es dir Wert bist“ ausgezeichnet. Darin ging es darum, sozial benachteiligten Jugendlichen, das Thema Regenwald näher zu bringen.

Organisation Jahr Öffentlichkeitsarbeit-Kosten in %
WWF Deutschland 2009 13,4
Deutschland Hilft 2009 20,68
OroVerde 2009 11
OroVerde 2010 5
UNICEF 2010 8,75

Wie du an obenstehender Tabelle erkennen kannst, halten sich auch die Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit in Grenzen. Viele Organisationen bekommen die Werbung auch viel günstiger oder gar kostenlos. So entsteht oft der Eindruck, dass die Organisationen übermäßig viel Geld für Werbung ausgeben, weil sie so präsent sind, wie beispielsweise ein neues Automodell. Der WWF kooperiert zum Beispiel mit der Deutschen Bahn und OroVerde mit der Telekom um ihre Werbung dort kostenlos oder vergünstigt zu schalten / anzubringen.

Spenden-Affären

Auch Organisationen bleiben von Skandalen nicht unberührt. Das ist ganz natürlich, denn dort arbeiten auch nur Menschen. Dieses Jahr gab es den WWF-Skandal, der nicht so groß war, wie damals der UNICEF-Skandal. Der damalige Geschäftsführer Dietrich Garlichs soll jahrelang Misswirtschaft mit Spendengeldern betrieben haben. Dem WWF wurde dagegen „nur“ vorgeworfen, bei ihren Siegeln manchmal beide Augen zuzudrücken.

Doch, wer die Occupy-Bewegung ein wenig mit verfolgt, geht es den Protestlern ja auch unter anderem um die Maßlosigkeit der Manager. Jedes große Unternehmen hat damit zu kämpfen, dass vor allem in der Führungsetage, sich jeder das größte Stück vom Kuchen abschneiden möchte. Davon sind natürlich auch Hilfsorganisationen nicht gefeit. Der überwiegende Teil arbeitet dort zwar aus idealistischen Gründen, es gibt aber auch die Ausnahmen von der Regel. Diese könnten nur durch ein gutes Controlling (steigende Verwaltungskosten) verhindert werden. Oder jedoch, dass ab und an mal ein Skandal herauskommt. Was die Leute nicht unbedingt vom Spenden generell abhalten sollte, denn diese Skandale sind nötig um einen Selbstreinigungsprozess in den Organisationen anzustoßen und gut wirtschaftenden Vereinen zu zeigen, dass sie das auch beibehalten sollte, sonst drohen Konsequenzen.

Wohin mit den Spenden?

Wenn man möchte, sollte man bevor man spendet, die Organisation genauestens unter die Lupe nehmen. In der Regel findet man auf den Homepages die Jahresberichte oder Bilanzen. Dort stehen neben der Mittelverwendung auch die einzelnen Projektgebiete drinnen, wo die Hilfsorganisation gerade tätig ist und was sie dort versuchen zu erreichen und vor allem wie.

Nun kannst du zweckgebunden auf dein Lieblingsprojekt spenden (die Organisation darf das Geld nur dahin fließen lassen), oder du spendest es nicht zweckgebunden und die Organisation darf entscheiden, wo das Geld am dringendsten benötigt wird. Wenn du der Organisation vertraust, würde ich eher das letztere empfehlen.

Ein guter Anhaltspunkt sind auch Spendensiegel. Beispielsweise das Spendensiegel des DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen) oder die Initiative Transparente Zivilgesellschaft.

Außerdem wäre es von Vorteil, anstatt einmal im Jahr sagen wir mal 120€ zu Weihnachten zu spenden, lieber monatlich 10€ zu spenden. So kann deine ausgewählte Organisation den Geldeingang besser planen und muss nicht zu große Rückstellungen bilden, um Spendenschwankungen auffangen zu können. Aber natürlich freut sich ein Verein auch über Einmalspenden.

Fazit:

Ich akzeptiere die Leute, die aus welchen Gründen auch immer,nicht spenden. Ich möchte auch keinen zwingen oder jemanden meine Meinung aufdrängen. Nur hege ich immer noch Unverständnis dafür, dass sie einen durch Todschlagargumente das spenden mies machen. Diese Argumente haben wir jetzt hoffentlich widerlegen können und hoffen, dass Ihr Gefühl beim Spenden jetzt ein wenig besser ist, wenn Sie vorher kleine Zweifel hatten.

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