Eigentlich bereite ich gerade eine neue Protestpostkarte vor und hab überhaupt keine Zeit für diesen Blogeintrag. Kundenaufträge stauen sich gerade auch bei mir. Genauso, wie meine Wut, vor dieser unfassbaren Angstmacherei wirtschaftskonservativer Medien vor einer grünen Bundesregierung.
Das Kraut hat jetzt die Welt-Schlagzeile „Für Arme sind Klimaschutz-Kosten bedrohlicher als der Klimawandel“ ausgeschüttet. Und nein, ich habe mir den Welt+ Artikel nicht gekauft, ich ärger mich jetzt nur über die Überschrift, mir egal, was da im Artikel vielleicht relativiert wird. Bevor ich dem Springer Verlag Geld zukommen lasse, bohr ich mir lieber ins Knie.
Mal abgesehen davon, dass Menschen, die sich keine Privatarmee leisten können, maximal angeschissen sein werden, wenn wir nichts machen und Klimawandel bedingte Dürren und Wüstenbildung nur noch wenig Ackerflächen übrig lassen, wird es auch in einer 2,9°C wärmeren Welt, auf die wir gerade zusteuern, nicht mehr viel Wohlstand zu verteilen geben. Die Menschheit wird vermutlich damit beschäftigt sein, irgendwie Ackerflächen zu bewässern, Küstenschutz zu betreiben und Flüchtlingsströme zu koordinieren. Oder es wird unzivilisierte Verteilungskämpfe geben.
Ok, der Welt Redakteur mein vielleicht die jetzigen „Armen“, die sich dann nicht mehr den Flug nach Mallorca leisten können. Dann müssen wir es verbieten, wenn das die Neiddebatte beendet. Aber da würde der Welt-Redakteur sicher noch mehr am Rad drehen. Es gibt also keine Lösung für das Problem, wenn man alle Seiten zufriedenstellen möchte, außer man leugnet die Auswirkungen des Klimawandels.

Aber dass die Armen die Klimaschutz-Kosten tragen müssen, muss ja nicht zwangsläufig so sein. Nur hat die Generation, die nur neoliberaler Propaganda unterworfen war eventuell vergessen, dass Volkswirtschaft anders funktioniert als Betriebswirtschaft. Warum sollten das die unteren 50 % der Einkommensschichten mit ihren Notgroschen bezahlen und nicht die oberen 10 % mit ihrem Yacht-Geld?
Man darf Klimaschutzmaßnahmen eben nicht denen überlassen, die uns in die Scheiße und in die Armut getrieben haben. Man kann eine CO2-Steuer auch so ausgestalten, dass die, die mehr treibhausgaslastige Produkte konsumieren einfach draufzahlen und die, die wenig konsumieren dann einen Scheck bekommen. Und das sind nun einmal einkommensschwache Haushalte. Das Stichwort dazu lautet „Klimadividende„. Ich habe es selbst einmal überschlagen und komme bei einkommensschwachen Haushalten auf mögliche 414 € Gewinn im Jahr durch sparsameren Verbrauch. Je nach Berechnungsgrundlagen schwankt der Betrag beachtlich. Aber Geringverdienende würden dabei nie schlechter wegkommen als Reiche.

Das wäre volkswirtschaftlich sinnvoll und es würde trotzdem zu einer klimaneutralen Wirtschaft führen, weil es betriebswirtschaftlich funktioniert, Treibhausgasen einfach einen Preis zu geben. Die marktwirtschaftlichen Prinzipien würden dazu führen, dass Forschung und Innovation treibhausgasfreie Produkte hervorbringen, da sie einen Wettbewerbsvorteil bieten.
Man könnte politisch auch Flüge exorbitant teuer machen und mit den Einnahmen den unteren Einkommensschichten den ÖPNV schenken. Das ginge alles, wenn man wollte. Ob das eher bei einer CDU, CSU, SPD, FDP oder AfD Politik, oder bei einer Linken, Grünen oder ÖDP Politik wahrscheinlich ist, kann sich jede*r selbst überlegen.
Aber wenn man die Weltrettung Welt-Redakteuren überlässt, dann sollte man sich als armer Mensch tatsächlich fürchten…
Quelle: Welt+ Artikel | Titelbild (Hochwasser): Hans