Ein Schriftzug der Stadt Katowice in Polen auf einer U-Bahn-Station

Klimakonferenz in Polen (COP 24): Die Erwartungen sind gering

Heute startet die 24. Klimakonferenz in der polnischen Stadt Katowice. Diese wird bis zum 14. Dezember andauern. Wie jedes Jahr treffen sich zahlreiche Vertreter der Staaten, um Klimaschutzmaßnahmen zu besprechen. Leider wird es vermutlich auch einer der weniger bedeutenden Gipfel der letzten Jahre werden. Der Klimagipfel letztes Jahr in Bonn hat Erwartungen im Vorfeld erzeugt, konnte diese aber nicht bestätigen. Der Klimagipfel in Polen schließt Erwartungen im Vorfeld so ziemlich aus.

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Auf dem Klimagipfel in Paris hat man sich darauf geeinigt, die Erderwärmung deutlich unter 2°C zu halten. Besser noch unter 1,5 °C. Diese Zahlen waren hauptsächlich politische Signale, ohne konkret zu wissen, warum man sie wählte. Deshalb wurde der IPCC beauftragt, einmal genauer zu erforschen, was diese Temperaturziele überhaupt bedeuten. Dieser Bericht liegt nun vor und hat auch kurzfristig in den Medien für Aufsehen gesorgt.

Für das Ökosystem besteht ein erheblicher Unterschied, ob sich die Temperatur um 1,5 °C oder 2 °C erhöht. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wenn die Erde sich zu schnell um 2 °C erwärmt, werden 99 % der Korallenriffe verloren sein. Bei 1,5 °C sind es „nur“ 70 – 90 %. Zahlreiche dieser Verschlechterungen finden sich in dem Bericht. Es zeigt vor allem, wie empfindlich unsere Welt ist und das tatsächlich jedes Zehntel Grad und jede Tonne CO2 zählt.

Bei den bisher festgelegten Zielen und bisherigen Anstrengungen der Staaten geht der IPCC von einer Erwärmung von 3,2 °C bis zum Jahr 2100 aus.

Was wird in Polen besprochen?

Eigentlich sollte die Klimakonferenz in Polen klare Regeln formulieren, welche Maßnahmen getroffen werden sollen, um die Absichten von Paris zu erreichen. Obwohl 2018 weltweit mit extremen Wetterkatastrophen zu kämpfen war, die Treibhausgaskonzentration so hoch ist wie vor einigen Millionen Jahren und selbst der Ausrichtungsort Katowice im Smog erstickt, darf man leider keine großen Schritte in der Hinsicht erwarten.

Auch das Gastgeberland scheint die Konferenz nicht besonders ernst zu nehmen. Die offizielle Homepage ist wohl die nichtssagendste Homepage einer solchen Veranstaltung, die ich seit langem gesehen habe. Auch die Verwendung des Logos braucht eine explizite Genehmigung der polnischen Regierung. Das hab ich so in der Umweltberichterstattung auch noch nicht erlebt. Proteste der Bevölkerung dürfen aufgrund der strikten Regierung ebenfalls nicht zu erwarten sein.

Ein Graph mit der CO2 Konzentration der letzten 400.000 Jahren

Die CO2 Konzentration in der Atmosphäre erreicht ständig neue Rekorde

Es sieht so aus, als würde man sich im Klein, Klein verlieren. Hauptstreitpunkt sind die Dokumentationspflichten von nicht Industriestaaten. Während Industrieländer harklein mitdokumentieren müssen, wie viel Treibhausgase sie ausstoßen, müssen dies Schwellenländer und Entwicklungshilfeempfänger nicht. Unter Schwellenländer fallen auch China und Indien, was bei vielen Konferenzteilnehmern auf Unverständnis stößt. Vor allem da China der größte CO2-Einzelemittent ist. In Polen soll sich deshalb auf neue Regeln der Dokumentationspflicht geeinigt werden.

Trotzdem ist das jährliche Zusammentreffen zumindest für die politische Ausgestaltung des Regelwerks wichtig. Zahlreiche Unterhändler werden sich am „Kleingedruckten“ abarbeiten, damit es irgendwann einmal konkrete Verträge geben wird, welches Land, welche Leistung vollbringen muss, um die in Paris gesteckten Ziele zu erreichen. Das wird nicht sehr glamourös werden, egal wie weit sie kommen.

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Wenn also keine Überraschung passiert, wird der Klimagipfel in Polen sehr wenige positive Schlagzeilen produzieren. Ich bin gespannt, ob man ihm im „Mainstream“ überhaupt wahrnimmt.

Gibt es einen Lichtblick?

Ungewöhnlich ist, dass unmittelbar zuvor der G20 Gipfel stattgefunden hat. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, obwohl der G20-Gipfel sowohl politisch, als auch medial einiges an Kapazitäten bindet, die eventuell für die Klimakonferenz fehlen. Jedoch hat es der Klimagipfel in Polen, dieses Mal auf die Agenda des G2o-Gipfels geschafft.

So wurde das 1,5 °C Ziel erstmals in eine G20 – Erklärung aufgenommen. Das ist nicht nur politisch ein starkes Signal, es zeigt auch, dass sich die G20-Staaten nicht von Trump haben spalten lassen. Die USA ist das einzige Land, dass sich dagegen ausgesprochen hat. Damit ist es in dieser Frage politisch isoliert. Was in diesen politischen Zeiten schon als Erfolg verbucht werden kann.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass in Deutschland noch einmal 36.000 Menschen auf der Straße für einen raschen Kohleausstieg protestiert haben. In Belgien sind am heutigen Sonntag laut Medienberichten 65.000 Menschen auf die Straße für einen besseren Klimaschutz gegangen.

Wie geht es weiter?

Nächstes Jahr steht ein Jubiläum mit COP 25 an. Eigentlich sollte die nächste Klimakonferenz in Brasilien stattfinden. Der neugewählte rechtsradikale Präsident Bolsonaro, hält nicht nur nichts vom Regenwald, sondern auch nichts von internationaler Politik. Aus vorgeschobenen Kostengründen soll die Konferenz nicht in Brasilien stattfinden. Als Ausweichstandort ist wieder Bonn im Gespräch.

Obwohl nächstes Jahr das Jubiläum ansteht, darf man sich wohl bis 2020 nichts Großartiges von diesen Klimagipfeln erwarten. In Paris hat man festgelegt, alle fünf Jahre die Maßnahmen einem Fazit zu unterziehen. Das ist 2020 der Fall. Dies könnte wieder Bewegung, beziehungsweise Aktionismus in die langwierigen Prozesse bringen. Mit ein bisschen Glück liegen dann auch schon die ersten konkreten Umsetzungsmaßnahmen einzelner Länder auf dem Tisch.

Berichterstattung zur COP 24

Da mir leider die Kapazitäten fehlen, den Klimagipfel umfassend zu begleiten, noch ein paar interessante Links zur Klimakonferenz in Katowice:

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Titelbild (Katowice Schrifzug): Tomasz_Mikolajczyk

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