Die „taz“ möchte für ihre Wochenendausgabe von ihren Lesern wissen, ob wir wegen zu viel Ökostrom kurz vor dem BlackOut stehen und wird die zwei besten Kommentare zu dem Thema abdrucken. Jedoch ist die Frist dafür schon verstrichen und die geforderten 900 Zeichen könnte ich auch nicht einhalten.
Deshalb teile ich eine weitere Meinung von mir zum Thema Energiewende euch, meinen Bloglesern mit und hoffe, dem/die ein oder andere/n aus dem Herzen zu sprechen.
Ohne mich jetzt auf einen Großkonzern einschießen zu wollen, kommt mir beim Werbespot von RWE stets das Kotzen. Die Idee des „voRWEg gehens“ preise ich regelmäßig hier im Blog an und bin nach wie vor begeistert von der Idee der intelligenten Energie und unkonventionellen Wegen der Energiespeicherung. Doch was Konzernchef Peter Terium und seine Marketingabteilung veranstalten ist pure Verarsche.
Die großen Energieversorger wie EON und Co. geht der Arsch nämlich auf Grundeis, da kurz- und langfristig die Gewinne einbrechen. Angst um die Unternehmen braucht jedoch keiner haben, denn wir reden hier immer noch von Gewinnen zwischen 6-8 MRD. Euro, die die Energieriesen einfahren (Quelle)
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Der Grund des sinkenden Gewinns ist vor allem das Problem, dass zahlreiche (abgeschriebene) Kohlekraftwerke aufgrund des erhöhten Aufkommens von Ökostrom nicht mehr 24h am Netz hängen und somit kein Geld mehr drucken.
Deshalb wird mal wieder zu einem probaten Mittel gegriffen und Panikmache betrieben: Durch die erhöhte Produktion von erneuerbaren Energie und ihre Netzschwankungen kann es zum großen BlackOut kommen. Um diese Angst weiter zu schüren wird ein weiteres Druckmittel herangezogen: Arbeitsplatzverluste durch die bösen Windräder, Solaranlagen und Co.
Oft wird das Argument, dass teilweise mehr Ökostrom erzeugt, als Strom verbraucht wird und deshalb die Netze überlastet werden und die Netzbetreiber, die zur Abnahme verpflichtet sind, nicht wissen, wo sie mit dem ganzen Strom hin sollen, herangezogen. Seit Monaten verfolge ich nun schon die Einspeisungen und den Stromverbrauch auf der Seite „Agora Energiewende“ und nie konnte ich feststellen, dass jemals mehr Ökostrom eingespeist wurde, als Strom verbraucht wurde.
Als exemplarisches Beispiel nehme ich den 18.10.2013 in dem verhältnismäßig viel Ökostrom um 12:00 Uhr eingespeist wurde: Insgesamt wurden zu diesem Zeitpunkt 21,714 GW Strom durch erneuerbare Energien ins Stromnetz eingespeist (Biomasse: 3,786 GW; Wasser: 2,163 GW; Wind: 4,352 GW; Solar: 11,413 GW). Demgegenüber stand ein Gesamtstromverbrauch von 71,623 GW, was bedeutet, dass 49,909 GW Strom konventionell hätten hergestellt werden müssen um den Bedarf zu decken. Die konventionellen Kraftwerksbetreiber stellten jedoch 56,583 GW Strom her.
Das bedeutet, dass rund 6,674 GW Strom zu viel produziert wurde und das nicht durch die Öko-Kraftwerke sondern durch Kohle-, Müll-, Gas- und Atomkraftwerke. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch nicht die Ökokraftwerke sind hier unflexibel, da Wind-, Bio- und Wasserkraftwerke bei Überproduktion einfach abgeschaltet werden könnten. Kohle- und Atomkraftwerke können jedoch nicht einfach so schnell ihre Erzeugung drosseln und deshalb kommt es zur Überbeanspruchung im Stromnetz.
Richtig und Wahr ist jedoch der Fakt, dass die Stromspeicherung ausgebaut werden müsste, wenn 100% der Netzabdeckung aus erneuerbaren Energien kommen soll, wie es ja ursprünglich der Plan der Bundesregierung war und diese Ziele nun wieder verwässert werden. Hierzu hat unter anderem ein Professor meiner Hochschule mit an einem Konzept mit dem Namen Fahrplan Energiewende gearbeitet, das grob aufzeigt, wie das Ziel technologisch bis 2050 geschafft werden kann.
Zur Energiespeicherung schlägt das Konzept viele Verfahren vor, die auch ich seit Bestehen des Blogs immer mal wieder vorgeschlagen habe. Neben zentralen Speicherkapazitäten (Ausbau Pumpkraftwerke / Strom durch Gasumwandlung speichern) und dezentrale Speicherung der Energie (Elektrowagen intelligent aufladen lassen / Stationäre Batteriespeicher) schlägt es auch ein Europäisches Overlay-Netz vor, das die gefürchteten BlackOuts vorbeugt und „eine kosteneffiziente Energieversorgung“ garantiert.
Oberbecken eines Pumpspeicherkraftwerkes By Dr.G.Schmitz (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Somit wäre das Problem dauerhaft gelöst, Deutschland wäre größtenteils unabhängig von Ölscheichs und russischem Gas und wir würden zukünftige Generationen nicht mit unserem ausgestoßenen Müll belasten. Doch was es dazu braucht sind Investitionen in erneuerbare Energien und deren Speicherung. Um dies zu bewerkstelligen müssten die Großkonzerne nur ein paar Milliarden ihres Gewinns investieren und wären für die Zukunft bestens gerüstet und müssten keine Angst mehr vor den Verbrauchern haben, die in Scharen zu Ökostromanbietern wechseln oder sich ihre Stadtwerke per Bürgerentscheid zurückholen.
Leider ist es auch hier wie so oft in der kapitalistischen Welt, wenn die Aktionäre nach Dividende schreien, wird kurzfristig alles dafür getan, dieses Bedürfnis zu stillen ohne auf langfristige Ziele Acht zu geben. Besonders kritisch wird es dann, wenn die Unternehmen nicht wie etwa bei Siemens im Streubesitz sind, sondern große Anteile Städten und Ländern gehören. So sind im Beispiel von RWE 25% der Aktien im Besitz von Kommunen. Essen und Dortmund sind hier die größten Eigentümer, die ein Einbruch der Dividende natürlich stark merken. RWE kündigt an, die Dividende zu halbieren, was bedeutet, dass nicht mehr 350 Mio. Euro an die Städte und Kommunen sondern nur noch 175 Mio. ausgeschüttet werden, was natürlich ein großes Loch in den Haushalt reißt. (Quelle) EON hingegen ist größtenteils in Streubesitz, hat aber leider keine bessere Öko-Energiepolitik, auch wenn uns auch deren Werbespots ein gutes Gewissen machen möchten.
So bleibt am Ende mal wieder nur ein Tipp an den Verbraucher: Die Energiewende selbst in die Hand nehmen. Hier sollte vor allem darauf geachtet werden, dass der Strom aus neuen Anlagen eingespeist und in den Neubau von Ökostromanlagen investiert wird. Dadurch werden auch wieder Arbeitsplätze im Land geschaffen, die nun durch die Einsparungen der Großen wegfallen.
Zu welchem Ökostromanbieter man wechseln soll ist meiner Meinung nach Glaubenssache. Lichtblick geht zum Beispiel immer mit revolutionären Ideen voran wie dem Heimkraftwerk oder die intelligente Energiespeicherung mit Elektroautos.
Was mir bei Greenpeace-Energie gefällt ist neben dem hohen Vertrauen zu der Marke, dass man sich selbst Genossenschaftsanteile kaufen kann und somit einen weiteren Teil zum Ausbau beitragen kann und auch mit möglichen Gewinnausschüttungen vom Erfolg des Unternehmens profitiert.
Wer trotzdem Geld sparen möchte und den Ausbau erneuerbarer Energien fördern will, dem kann man getrost Naturstrom empfehlen, der der günstigste Anbieter von Ökostrom ist, der vom Bündnis „Atomausstieg selber machen“ empfohlen wird.
Super Artikel. Schade, das er es nicht in die Zeitung geschafft hat!