(Werbung) Ich bin mit Recycling groß geworden und wäre mittlerweile vermutlich schon ein führender Experte in dem Gebiet, hätte mich meine PC-Besessenheit nicht in die Selbständigkeit im IT-Bereich gezogen.
Deshalb bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig die Leute über das Recyceln wissen. Seit ich selbständig bin gab es in meinem Büro 16 Praktikanten und sechs unterschiedliche Mitarbeiter. Den Meisten musste ich die Grundlagen des Recyclings erst lernen, manchen bin ich damit sicherlich auch auf die Nerven gegangen.
Mülltrennung im Büro ist mehrfach sinnvoll
Die Mülltrennung im Büro ist aus mehreren Perspektiven sinnvoll, sogar monetär.
Multiplikatoren-Effekt
Dass ich zu Hause Recycling betreibe ist zwar schön und gut, im Büro habe ich jedoch einen Multiplikatoren-Effekt. Die eingangs erwähnten Mitarbeiter habe ich so mit Mülltrennung in Berührung gebracht und ich weiß von einigen, dass sie es dann auch daheim umgesetzt haben.
Recycling vermindert Ausgaben
In einem mittelgroßen Büro ohne größere Recyclinganstrengungen ist der Bedarf einer 500 Liter Mülltonne nicht unrealistisch. Die Entleerung würde beispielsweise in Hamburg 898,08 € im Jahr kosten.
Durch konsequente Mülltrennung kann man das Restmüllaufkommen locker halbieren. Die 240 Liter Tonne kommt nur noch auf 313,08 € Entsorgungskosten im Jahr!
Da die Entsorgung von Papier und Wertstoffen (gelbe/r Tonne/Sack) in der Regel keine zusätzlichen Kosten verursachen, ist aus kostentechnischer Sicht, dieses Recycling am sinnvollsten.
Aber auch Biotonnen sind in der Regel entweder sehr günstig zu haben oder sie sind schon in den Müllgebühren enthalten. Bei uns in der Stadt gibt es ein Sammelkonzept und die Biotonnen stehen alle 200 Meter an zentralen Punkten.
Ich muss zugeben, dass wir den Biomüll auch erst sammeln, seitdem es diese öffentlichen Tonnen gibt. Jedoch hat sich dadurch unser Restmüllaufkommen um circa 2/3 vermindert!
Aber das Plastik landet am Ende trotzdem im Ausland / wird verbrannt
Ich war tatsächlich auch so naiv zu glauben, dass die Jungs und Mädels vom Grünen Punkt schon ordentliche Arbeit leisten. Im Fall von Plastik habe ich mich leider sauber getäuscht. Ja, beim Plastik wurde lange Zeit viel nach China exportiert. Nachdem sie den Import verboten haben, wird viel nach Malaysia exportiert oder in anderen EU-Ländern deponiert (Polen). Einiges landet auch einfach in Müllverbrennungsanlagen.
Allerdings beträgt die verpflichtende Recyclingquote derzeit rund 30 %. Wenn du Recyclingrohstoffe in den Müll schmeißt, werden 100 % nicht recycelt. So auf jeden Fall nur 70 %. Ab 2025 gelten EU-weit noch strengere Recyclingquoten. Dann lohnt sich Recycling noch mehr!
Darüber hinaus besteht dieses Problem eigentlich nur noch beim Plastik und teilweise bei Elektroschrott. Alle anderen Rohstoffe wie Metalle, Glas, Biomüll und Papier rentieren sich auch wirtschaftlich für die Entsorger zu recyceln.
Gut für die Umwelt und für die Kreislaufwirtschaft
Viele Umweltprobleme entstehen durch den Abbau von Rohstoffen. Das Bauxit für Aluminium kann beispielsweise nur äußerst umweltschädlich abgebaut werden. Oftmals sind Bauxitvorkommen in Regenwaldgebieten. Konsequentes Recycling in einer Kreislaufwirtschaft würde diesen Abbau unnötig machen.
Ein nicht zu unterschätzender Effekt, vor allem als kleiner und mittelständischer Unternehmer ist, dass durch das Recyceln von Rohstoffen die Wertschöpfung in der Region und im Land bleibt. An einer starken lokalen Wertschöpfungskette profitieren alle vor Ort. Die Auftragslage steigt und durch steigende Steuereinnahmen erhöht sich meist auch die Lebensqualität.
Rohstoffsicherheit wird in den kommenden Jahrzehnten vermutlich zwangsläufig ein großes Thema. Ein Beispiel ist die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Phosphor-Düngern. Die Phosphor-Vorkommen gehen jedoch ich circa 30 Jahren zu Ende. Konsequente Biomüllentsorgung kann dazu beitragen, das Phosphor zu recyceln. Als Nebenprodukt fällt in modernen Kompostieranlagen auch noch Biogas zur flexiblen Energieerzeugung an.
Wie am besten im Büro recyceln?
Obwohl es nur vier unterschiedliche Müllarten zu trennen gibt, sind viele Menschen davon schnell überfordert. Wenn man sich schon länger mit Recycling beschäftigt hat, dann kommt einem das irgendwie komisch vor. Aber es ist so. Es hat auch lange gebraucht und ein Hinweisschild benötigt, bis keiner mehr Plastiktüten in die Biotonne als Auffangbeutel reingehängt hat.
Deshalb ist eine klare Kennzeichnung der Behältnisse meiner Meinung nach das A und O für ein erfolgreiches Recycling im Büroalltag!
Helfen könnten dabei gesonderte Wertstoff-Trenn- und Sammelbehälter mit unterschiedlichen Deckelfarben und einem Bildaufdruck, welche Müllart in das jeweilige Fach gehört.
Müllvermeidung ist besser als Recycling
Eigentlich selbstverständlich, trotzdem möchte ich zum Schluss noch ausdrücklich erwähnen, dass jede Art von Müllvermeidung selbstverständlich viel besser ist als das beste Recycling!
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Titelbild (Mülltonnen): manfredrichter
Ein Interessanter Bericht den hoffentlich doch viele umsetzen werden in Ihrem Büro, oder den Chef davon begeistern können. In Thailand ist die Umweltverschmutzung sehr schlimm, die änderungen/verbesserungen gehen sehr langsam voran, jedoch sieht man diese. In verschiedenen grossen Kaufhausketten gibt es schonmal 1 Plastiktüten freien Tag in der Woche. Bei anderen muss man die einkaufstüte bezahlen. Wir nehmen seit sehr langer Zeit unsere Einkaufstaschen mit, es brauchte lange bis sich die angestellten daran gewöhnt haben. Was ich sehr gut finde, wenn man einen Kaffee to go holt und den eigenen Becher mitbringt gibt es vielerorts Preisnachlass (Eis-Cappuchino kostet 60 Baht mit eigenem becher 55 Baht €1.50) Ich habe auf einer meiner Webseiten https://www.thaileben.net/bildberichte/umwelt.php einen Bericht darüber was sich so tut und wie das Recycling funktioniert. Einige Auswanderer haben sich zu einer gruppe „Trash heros“ zusammen gefunden und vollbringen gute taten. Ich wünsche Euch eine gute Zeit. Jürg
Hi Jürg,
vielen Dank für deinen Einblick, sehr interessant! 🙂