Maisfeld, Nahaufnahme

Glyphosat ist nur das Symptom, nicht die Ursache

Ich hab lange überlegt, ob und was ich über die Glyphosat Verlängerung schreiben soll. Denn mal ehrlich, in den letzten Monaten kamen von allen Seiten so viele Infos und Studien, das man als normaler Mensch gar nicht mehr die Zeit hatte, sich einen Überblick zu verschaffen was jetzt stimmt und was nicht.

Die Glyphosat-Geschichte würde ich gerade fast als Informationskrieg bezeichnen, der uns vermutlich noch in vielen weiteren Themen blühen wird.

Es sei mal dahingestellt, ob Glyphosat jetzt Krebs erregt, die Böden zerstört oder Insekten (indirekt) tötet. Die Kampagne der vielen NGOs gegen Glyphosat war deshalb so erfolgreich, weil Glyphosat genau das wiederspiegelt, was viele Menschen derzeit sauer aufstößt: Ein Großkonzern, der vermeintliche Vorteile genießt, eine kompromisslose Landwirtschaft, die sagt ohne Glyphosat geht es nicht und ein Politiker der einfach mal macht ohne sich einen Scheiß um andere Meinungen zu kümmern.

Auch wenn Monsanto und Bayer in einigen Bereichen ziemlich sicher viel Dreck am Stecken haben, ist ihnen der Fakt ob Glyphosat zugelassen bleibt oder nicht herzlich egal. Das Patent von Glyphosat ist schon längst abgelaufen, es gibt dutzende Hersteller, die das Zeug verkaufen. Ein Verbot hätte die Monopolisierung vermutlich noch gestärkt, weil Glyphosat nur das Symptom aber nicht die Ursache der Problematik ist.

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Eine völlig verkorkste Landwirtschaft

Die landwirtschaftlichen Betriebe und diejenigen, die für die Subventionen für die Landwirtschaft zuständig sind, haben es sich in den letzten Jahrzehnten viel zu einfach gemacht. Und wir Verbraucher waren froh, weil Essen noch nie so günstig war, wie in unserer Generation.

Statistik: Anteil der Ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren an den Konsumausgaben in den Jahren in den Jahren 1850 bis 2016 | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Doch wie es so ist mit kurzfristigen Gewinnen. Langfristig fällt einem das immer auf die Füße. Nicht nur, dass wir jetzt an günstige Lebensmittel gewöhnt sind, nein der Verbraucher hat auch verlernt, Maß zu halten und da nehm ich mich gar nicht aus. Den Sonntagsbraten gibt es jetzt schlimmstenfalls zwei Mal am Tag. Sich fleischlos zu ernähren bedeutet einen viel größeren Aufwand beim Einkaufen als wenn es einem egal ist. Biolebensmittel sind oftmals teurer als nötig, da dort die Gewinnmarge viel höher ist als bei konventionellen Produkte. Die Beispiele sind endlos.

Als ob das nicht reicht, kam auch noch ein gut gedachtes aber teilweise schlecht ausgeführtes Erneuerbares Energien Gesetz (EEG) hinzu, das dazu führte, dass viele Bauern sehr viel Mais anbauten um ihre hochsubventionierte Biogasanlage auszulasten.

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All das übte einen immensen Druck auf die Landwirte aus, sodass man es ihnen fast nicht übel nehmen kann, dass sie für den Umweltschutz am Ende nicht mehr viele Gedanken verloren haben. Obwohl es ihnen sicherlich auch bewusst ist, dass sie mit der aktuellen Bewirtschaftung die Grundlage für ihre Enkelkinder zerstören werden.

Ein Mädchen, das fröhlich auf einer Wiese Schmetterlinge mit einem Käscher fängt

Wo sind all die schönen Wiesen hin?

Was mich jedoch zum nächsten Punkt bringt: Der enorme Preis- und Subventionsdruck hat dazu geführt, dass es brutal ineffizient geworden ist, einen einzelnen Hof über Generationen weiterzugeben. Deshalb wurden viele Äcker an Großbauern verkauft oder Erntegemeinschaften gegründet. Und da es effektiver ist, jedes Jahr das gleiche anzubauen, bzw. zyklisch (ein Jahr Mais, ein Jahr Getreide usw.) entstehen riesige Monokulturen. Da diese zu pflegebedürftig sind, setzt man auf Hypridsamen und Ungrautvernichter wie Glyphosat. Im schlimmsten Fall sprüht man dann am Ende noch sein Anbau mit Insektenvernichter ein, die für das Insektensterben verantwortlich gemacht werden. (Nicht wie der fälschlicherweise Beschuldigte Glyphosat – Das jedoch durch die entstehende Monovielfalt auf den Feldern indirekt dazu beiträgt).

Probleme und Herausforderungen der Landwirtschaft

In der aktuellen Diskussion um die Zulassung von Glyphosat müssen NGOs aufpassen, dass sie mit ihrer aggressiven Kommunikation nicht genau das Gegenteil erreichen. Denn eigentlich wäre es wichtiger Lobbyarbeit für eine nachhaltige Veränderung der Landwirtschaft und unseres Konsums zu betreiben. Die Probleme die ich derzeit sehe sind folgende und ergeben sich aus meinen oben genannten Gründen:

  • Fokussierung auf zu wenige Saatgüter und Hypridsamen => Sollte ein Saatgut schlecht performen, ist die Welternährung gefährdet.
  • Fehlgeleitete Subventionspolitik.
  • Nicht der Ertrag pro Hektar zählt, sondern der Profit / Stunde.
  • Monokulturlandschaften.
  • Zu viel Tiermast -> steigende Nitratbelastung.

Daraus ergeben sich folgende Ziele

  • Saatgutvielfalt fördern!
  • Subventionen nicht mehr nach dem höchsten Output bemessen!
  • Agroforstsysteme und Biolandwirtschaft fördern!
  • Effizienz nach Ertrag / Hektar bemessen!
  • Insektensterben bei großen Anbauflächen durch Blühstreifen und Waldinseln abdämpfen!
  • Forschungsbemühungen um Ersatz für Phosphor zu schaffen und Anbaumethoden entwickeln, die Unkraut-/ Insektenvernichter auch im großen Stil ersetzen können!

Glyphosat ist in dem Ganzen wie die Überschrift besagt nur das Symptom. Gäbe es das nicht, würde halt Mittel XY eingesetzt werden, bis man merkt, dass auch das nicht unkritisch ist. Doch solange das System läuft, wie es läuft, wird es nach den fünf Jahren wieder genauso weitergehen.

Und auch wenn es keiner mehr hören kann, ja der Konsument ist größtenteils schuld. Wenn alle, die sich jetzt über die Verlängerung von Glyphosat aufregen auch vernünftig konsumieren würden, müssten sich die großen Supermarktketten und Co. noch mehr auf uns einstellen. Und dann wird die „Bewegung“ auch im Mainstream ankommen.

Was du als Verbraucher jetzt sofort machen kannst, hat Utopia ganz gut zusammengefasst.

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