Auch wenn ich mir es jedes Jahr aufs Neue vornehme, verlasse ich zu selten den Platz hinter meinem Monitor um die Welt zu erleben. Als ich über meinen Twitter-Stream auf die Bits & Bäume Konferenz aufmerksam wurde, dachte ich, dass es eigentlich keine bessere Beschreibung meines Wesens gibt. Als absoluter IT- und Nachhaltigkeitsnerd war mir schnell klar, dass das eine Pflichtveranstaltung für mich ist. Obwohl die Anreise von Regensburg nach Berlin für mich nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell nicht ganz ohne ist.
Da ich noch nicht sehr konferenzerfahren bin, hat mich das überaus vielfältige Programm am Anfang doch überfordert. Die Themen waren alle der Hammer, am liebsten wäre ich überall hineingegangen. Leider gab es für mich einen kleinen Dämpfer: ich konnte für mich persönlich so gut wie keine Erkenntnisgewinne aus den Themen ziehen. Das ist wohl das Problem, wenn man sich in beiden Feldern sehr gut auskennt. Meine Strategie, einfach in die Vorträge zu gehen, in denen ich mich nicht ganz so gut auskenne, ging nur bedingt auf, da es fast immer bei Grundlagenvermittlung blieb.
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Mir war wohl das Ziel der Konferenz nicht ganz klar. Ziel war anscheinend, beide Welten miteinander bekannt zumachen, sodass Leute, die im IT-Umfeld unterwegs sind, sich aber nicht im Öko-Umfeld auskennen sich hier Anfangswissen aneignen können. Und umgekehrt. Diesem Anspruch wurde die Konferenz auf jeden Fall gerecht.
Ob allerdings das Nomen Bäume im Konferenztitel richtig gewählt war, darf auch noch hinterfragt werden. Bits & zivilgesellschaftliches Engagement wäre wohl der passendere Titel gewesen. Zu sehr ging es in der Konferenz für meinen Geschmack um soziale Themen. Die sind wichtig, aber ich sehe es nicht unbedingt in der Verantwortung der Ökoszene, sich auch noch primär um das Wohl der einzelnen Menschen zu kümmern. Dafür gibt es tausende andere Initiativen, die zumal auch mächtiger sind als wir Ökos. Nur zur Erinnerung: Lediglich 2,2% aller Spendengelder fließen in den Umweltschutz, 79,6 % landen bei humanitären Organisationen.
Man hat auch vielen Speakern angemerkt, dass sie nicht sehr konferenzerfahren sind. Manche Veranstaltungen fühlten sich wie kurze Werbeveranstaltungen für die eigenen Projekte an. Das ist überhaupt nicht verwerflich, so eine Konferenz ist ja zum Vernetzen da. Aber ich will halt nicht das Gefühl haben, in einer Pflichtvorlesung zu sitzen. Ich hab schon nach fünf Minuten verstanden, was deine Organisation macht. Bitte erzähle mir doch, welche Probleme du auf dem Weg hattest, welche du lösen konntest und wie die Lösung aussah, damit ich lernen und verstehen kann. Und das mit ein bisschen Elan.
Das soll aber überhaupt kein großer Vorwurf sein, denn wirklich jeden, den ich dort kennengelernt habe, wünsche ich Erfolg mit seiner Sache. Alleine das war den Besuch schon wert, denn die Konferenz macht Hoffnung. Hoffnung, dass es viele sehr intelligente Menschen gibt, die hauptsächlich in ihrer Freizeit an Lösungen basteln, die nicht einmal Weltkonzerne oder Verwaltungen auf die Reihe bekommen. Hoffnung, weil man mit Ökothemen meistens keinen Menschen vom Ofen hervorlocken kann und dort einfach mal aus dem Stand über 1.000 Menschen auf eine Konferenz gehen.
Trotzdem hat es mich medial enttäuscht, dass es, obwohl es zu 50 % eine Digitalkonferenz war, das Online-Echo ziemlich mager war. Zum einen ist unter dem propagierten Hashtag #bitsundbäume relativ wenig passiert. Zum anderen meine ich, dass ich die Konferenz am Samstag schon ziemlich gut in Instagram, Twitter und Facebook-Story begleitet habe. Trotzdem gab es nur eine handvoll Likes der Konferenzteilnehmer und ich glaube einen neuen Follower dadurch. Deshalb habe ich ehrlicherweise die Motivation für den Sonntag verloren. Auch eine Onlineplattform für die Teilnehmer während des Events wäre wünschenswert gewesen.
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Unerwähnt darf auf keinen Fall die hervorragende Organisation bleiben. So perfekt habe ich das teilweise auf Fachmessen (bei denen ja wirklich viel Geld fließt) nicht erlebt. Das Essen war lecker und strukturiert ausgegeben worden, es gab kostenloses Trinkwasser, Kaffee und Tee (in Mehrwegbechern & Geschirr!) und dort wo ich war, keine klassischen technischen Probleme, wie „der Beamer funktioniert nicht“. Auch dass das Freifunk-Wlan viel besser funktionierte, als die offiziellen Gastzugänge der TU Berlin spricht mal wieder Bände.
Bitte mehr davon
Es tut mir wirklich leid, dass ich so viel zu kritisieren habe, denn das bringt nicht herüber, wie wichtig die Veranstaltung Bits & Bäume in Wirklichkeit ist. Danke, danke, danke an alle, die dabei waren und ein großes Dankeschön an die Organisationen.
Ihr habt es geschafft, aus dem Stand heraus, mit relativ wenig Promotion über 1.000 Leute nach Berlin zu lotsen. Und das für ein absolutes Nischenthema. Es hätte ja auch ein Reinfall werden können und ihr hättet den riesigen Aufwand nur für 70 Leute gemacht.
Jetzt habt ihr gemerkt, dass das Interesse da ist. Sehr viel gewonnen wäre es, wenn ihr Menschen gewinnen könntet, die schon größere Erfolge in dem Bereich Bits & Bäume vorzuweisen haben: Ecosia, I Plant a Tree, die Klimareporter, Fairphone oder Topper White würden mir jetzt ohne groß nachzudenken einfallen. Vielleicht kann man durch den großen Erfolg auch noch einen populären Redner gewinnen, der die Wichtigkeit der Konferenz auf ein neues Level hievt: Harald Lesch zum Beispiel.
Ich freue mich auf nächstes Jahr und ich versuche mich dann auch selber einzubringen.
Weitere Infos:
Viele der Vorträge der Bits & Bäume Konferenz kannst du hier ansehen und herunterladen. Die Abschlusserklärung gibt es hier.
Blogger, die ebenfalls von der Bits & Bäume Konferenz berichteten:
Bildquelle (Titelbild): Santiago Engelhardt
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