Warum ich noch zu keiner nachhaltigen Bank gewechselt bin

Quasi monatlich informiere ich mich darüber, ob ich zu einer der vielen „guten“ Banken wechseln soll. Vor allem als Selbständiger würde das vielleicht sogar eine positive Signalwirkung auf meine Kunden haben. Warum es mir das bisher noch nicht „wert“ war möchte ich in diesem Beitrag erläutern.

Die Idee von nachhaltigen, ethischen Banken

Die vielen ethischen Banken, die sich auf dem Markt tummeln unterscheiden sich hauptsächlich in folgenden Punkten zur Konkurrenz: Sie verleihen nur Geld an ethische, nachhaltige oder Umweltschutzprojekte bzw. Unternehmen. Außerdem nehmen sie nur Geld von Unternehmen an, die die gleichen ethischen Standards haben als sie selbst. Die Idee dahinter ist, wenn nur gute Projekte Geld erhalten, dann sterben schlechte, für die Welt schädliche Projekte irgendwann aus. Sozusagen eine Deinvest-Bewegung auf Bankenebene.

Außerdem unterscheiden sich diese Banken in Nuancen bei der Mitbestimmung voneinander. Die Umweltbank ist ein Aktienunternehmen, das versucht in Streubesitz Dividenden an möglichst viele auszuschütten. Die GLS-Bank ist genossenschaftlich organisiert und es dürfen alle mitbestimmen, die den Mitgliedsbeitrag von 5€ im Monat zahlen. Ähnlich sieht es auch bei den Mitbewerbern aus.

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Wie verdienen Banken Geld?

Das klassische Bankgeschäft, Geld von Kunden einzusammeln um es ein bisschen teurer zu verleihen ist gestorben. Das macht vor allem den nachhaltigen Banken zu schaffen. Durch die laschen Finanzgesetze, die sich auch durch die Bankkrise 2008 nicht sonderlich verschärft haben, müssen Banken nur 1% ihrer Guthaben bei der europäischen Zentralbank als „Sicherheit“ vorhalten (Quelle).  Vereinfacht gesagt funktioniert das so: Wenn du 100€ auf dein Bankkonto einzahlst, kann deine Bank daraus mit einem Knopfdruck 10.000€ machen. Dieses Geld kann und soll sie dann verleihen, aber sie kann auch damit spekulieren. Das machen zum Beispiel Investmentbanken ganz gerne.

Daraus resultiert, dass Banken auf Sparbücher so gut wie gar nicht mehr angewiesen sind, was es dem einfachen Sparer zur Zeit unmöglich macht, irgendwie Zinsen darauf zu erhalten. Dazu kommt noch die Niedrigzinspolitik der EZB, die Banken 0% Zinsen berechnet, wenn sie sich von der Zentralbank Geld leihen müssen.

Infografik: Entwicklung der Leitzinsen | Statista

Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Neben großer Spekulationsblasen verdienen heutige Banken vor allem Geld durch Transaktions- und Verwaltungsgebühren. Nicht umsonst ist dein Bankberater vermutlich immer sehr erpicht darauf, dir irgendwelche Sparpläne oder gar Versicherungen anzudrehen. Da auch das eher unethisch ist, fällt auch diese Option bei den guten Banken weg.

Transaktionsgebühren kommen zum Beispiel durch den Kauf von Aktien zustande oder aber durch kostenpflichtige Überweisungen. Ein großer, wichtiger Einnahmepunkt ist, wenn du mit der Bankkarte oder mit der dazugehörigen VISA-/Mastercard im Geschäft zahlst. Hier erhalten die Banken eine prozentualen Anteil bei jeder Bezahlung. Im Jahr 2016 wurden 151,2 MRD Euro mit der Girocard der Sparkasse bezahlt. Bei durchschnittlich 0,3% Gebühren (mehr Infos) verdient die Sparkasse mal eben 453,6 Mio. € im Jahr um ein paar Zahlen in der Datenbank zu verschieben.

Nachhaltige Banken haben es schwer mit dem Geld verdienen

Wenn man jetzt einmal zusammenfasst, mit was Banken mit ethischen Grundsätzen Geld verdienen können, sieht es also eher mau aus. Ein bisschen was kommt durch Kreditvergabe herein und mit viel Glück nutzt jemand die Karte zum bezahlen. Bleibt also nur noch das Geschäft mit den Gebühren übrig. Girokonten für Prviat- und Geschäftskunden scheinen ohne Gebühren gar nicht mehr profitabel betreibbar zu sein. So hat die Umweltbank diese komplett eingestampft.

Die GLS-Bank verlangt nach ihren Kontoführungsgebühren neuerdings auch noch einen zusätzlichen GLS-Beitrag von max. 5€ im Monat. Das machen sie um mehr finanziellen Spielraum zu haben, weil es anscheinend die einzige Möglichkeit ist noch halbwegs liquide zu sein. Ergo muss ich quasi eine Spende leisten, damit ich das Konzept der Bank mittrage.

Warum ich noch zu keiner nachhaltigen Bank gewechselt bin

Solarzellen und ein Windkraftwerk

Meine These: Bankkebühren sparen und lieber spenden / in etwas nachhaltiges investieren.

Ich habe ein Konto bei der DKB und eins bei der Sparkasse. Bei der DKB zahle ich gar keine Gebühren, bei der Sparkasse 1€ im Monat. Bei der GLS zahle ich als Privater 150,60€, wenn ich eine Bankkarte und eine Kreditkarte dazuhaben möchte. Als geschäftlicher Kunde kostet es 206,00 im Jahr.

Die DKB hat ebenfalls eine relativ gute Nachhaltigkeitsstrategie und die Sparkassen sind zumindest in der Region ziemlich stark verwurzelt und engagieren sich dort viel im sozialen Umfeld. Natürlich haben diese nicht so einen strengen ethischen Kodex wie die Umweltbank, GLS und Co. Jedoch stellt sich mir die Frage ob dieser Zugewinn an Ethik wirklich 150, bzw. 206 Euro im Jahr wert sind.

Das größte Problem ist jedoch die Niedrigzinspolitik und die lächerlichen Vorschriften zur Mindestreserve. Dadurch wird durch das Wechseln der Bank, im Gegensatz zum Deinvest, nicht das „Böse“ aufgehalten. Selbst wenn 90% der Menschen zu einer guten Bank wechseln, kann die Bank durch die Einlagen der restlichen 10% trotzdem noch ihr Geld verhundertfachen.

Deshalb komme ich zu dem Entschluss, dass es für ein normales Girokonto nur reiner Idealismus ist, zu nachhaltigen Banken zu wechseln. Wenn man sich die Hand aufs Herz legt, wäre eine Spende von 150 bzw. 206€ im Jahr vermutlich deutlich effektiver. Oder wenn man beispielsweise den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben möchte, kann man auch in einem dementsprechenden Fond investieren und muss das nicht dem Gusto der Banken überlassen, wie sie die Gebühren verwenden.

 

Natürlich darf man trotzdem nicht wegschauen, wenn die eigene Bank großen Dreck am Stecken hat und dementsprechende Konsequenzen ziehen.

Ausnahme Sparpläne, Aktienhandel, großer Umsatz und eigene Kredite

Menschen, die allerdings brutal viel shoppen und immer mit der Karte zahlen, die setzen trotzdem ein großes Zeichen, wenn sie zu einer nachhaltigen Bank wechseln und ihre Gebühren nicht Visa und Co überlassen. Auch wenn man eigene Kredite beantragt, zum Beispiel für die Solaranlage kann und sollte man, wenn möglich eine der guten Banken bevorzugen.

Dass man vor allem als Investor großen Einfluss auf die Marktwirtschaft hat, habe ich an anderer Stelle schon einmal ausführlich erläutert. Deshalb sollte man als Anleger ebenfalls auf nachhaltige Banken zurückgreifen. Zum einen muss man auch bei der Konkurrenz Transaktionsgebühren bezahlen, zum anderen bieten diese Banken vor allem nachhaltige Fonds an.

Was meint ihr, alles nur eine faule Ausrede von mir oder ist da was dran?

3 Gedanken zu „Warum ich noch zu keiner nachhaltigen Bank gewechselt bin

  1. Etwas halbherzige Rechtfertigung warum du nicht den Arsch hochbekommst. Ich persönlich finde es auch wichtig, dass mein Geld in Gutes investiert wird – z.B. Biolandwirtschaft, EE oder nachhaltiges Wohnen, was ich bei der GLS ganz genau steuern kann und mir jedes Quartal in einer seitenlangen Übersicht der vergebenen Kredite dargestellt wird. RWE oder die BASF habe ich da im Gegensatz zu konventionellen Banlen noch nicht gesehen 😉 Um dir einen Überblick über das Wirken der GLS-Bank zu schaffen (die übrigens eine Genossenschaft ist und ihren Gewinn an die Genossen ausschüttet und nicht in exorbitante Managergehälter oder Aktiendividenden von Großaktionären investiert), empfehle ich dir für den Anfang dem FB-Auftritt der GLS zu folgen. Denn: An einer nachhaltigen Bank führt argumentativ kein Weg vorbei. https://www.facebook.com/glsbank

    • Das widerlegt kein Einziges meiner Argumente. Die können die Kredite auch ohne deine Geldeinlage vergeben.
      Aber dadurch, dass die Sparkassen jetzt Geld fürs Geld auszahlen verlangen wollen, kommen sie der Gebührenstruktur der GLS ja wieder näher.

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