Was man über GMO wissen sollte

Jeder kennt es, und man hört es oft: Das Schlagwort GMO. Eines der wohl am meisten missverstandensten Begriffe der letzten Jahre. Doch was ist das ganze überhaupt und warum ist es so schlecht für die Umwelt und uns? Dieser Artikel soll ein wenig mit dem ganzen Thema aufräumen und die Fakten aufzeigen.

Was ist eigentlich GMO?

Viele Menschen kennen diesen Ausdruck und würden sagen: „Das ist doch klar, es geht um genetisch verändertes, für mich gefährliches, Essen/Pflanzen und leuchtende Katzen“ Doch das stimmt nicht. GMO steht für genetically modified organism und beschreibt erstmal jedes Lebewesen, jeden Organismus, der genetisch verändert wurde. Natürlich zählt hier auch das Gemüse oder andere Pflanzen rein, aber eben auch Bakterien, Viren, Tiere, und ja sogar Menschen. Das genetische Verändern wird bereits seit 100 Jahren durchgeführt, damals wurden die Organismen noch mit Strahlen beschossen, welche zufällige Mutationen auslösten und man schaute einfach, welche Mutationen nützlich sind und hat diese gezüchtet. Heute sind wir an einem Punkt von Transgenesis, bedeutet das Einführen von neuen Genen die aus bereits bestehenden Organismen extrahiert wurden. Damit ist natürlich viel mehr möglich und wie bei jeder neuen Technologie muss man sich  Fragen über Moral, Umweltverträglichkeit und anderes stellen.

In einer wissenschaftlichen Studie über die Meinung der Leute über GMO gaben über die Hälfte an, dass sie glauben, dass Tomaten denen Fisch-DNA Sequenzen eingepflanzt wurden auch nach Fisch schmecken würden. Natürlich ist dies nicht so. Die DNA ist viel mehr der Bauplan eines Organismus, der aus unzähligen Genen besteht. Ein Gen welches aus einem Fisch extrahiert wird, kann z.b. zuständig sein für die Umwandlung von Licht in einen bestimmten Stoff, aber völlig unrelevant für den Geschmack eines Organismus. Dieses Gen könnte natürlich auch einer Pflanze helfen das Licht besser zu verwerten. Denn die Natur ist nicht perfekt, sie spielt nur „Trial and Error“ über eine lange Zeit.

Transgenesis und Züchtung Unterschied

Durch Transgenesis (hauptsächlich mit GM-Food gemeint) werden Gene aus anderen Organismen in die der Pflanzen integriert. Dies können zum Beispiel Gene aus Bakterien oder Tieren sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Gene nur in Bakterien oder Tieren gefunden werden, sondern nur, dass man sie daher extrahiert. Es ist gut möglich, dass es von der Natur bereits bspw. Pflanzen gibt, die diese Gene bereits besitzen. Außerdem ist es möglich, dass die Natur bereits durch zufällige Mutationen einmal eine Pflanze erschaffen hatte, die diese oder ähnliche Gene besaß, wie die, die ihr durch Transgenesis hinzugefügt wurden. Diese könnten jedoch durch das Raster der natürlichen Selektion gefallen sein, weil diese Mutationen der Pflanze keinen Vorteil einbrachten.

Es gibt mehrere Möglichkeiten für die Transgenesis, zum Beispiel ist es möglich einfach mit einer Genkanone (heißt wirklich so) die entsprechende Sequenz die man haben möchte einfach so lange auf die Zellen zu schießen, bis diese das Gen annehmen. Eine zweite Möglichkeit wäre es Bakterien oder Viren so zu modifizieren, dass diese den Organismus befallen, das Gen in die DNA einpflanzen (das machen immerhin viele Vertreter davon von Natur aus schon) und dann absterben. Natürlich gibt es auch viele weitere Möglichkeiten.

Beim Züchten werden zufällige (für unsere Zwecke positive) Mutationen weitervererbt, andere werden verworfen. Bei den zufälligen Mutationen werden jedoch auch andere Gene mutieren. Diese müssen nicht sofort Auswirkungen zeigen, sondern können eine gewisse Zeit brauchen. Das Züchten ist ebenfalls eine Art von genetischem Verändern! Hier übernimmt der Mensch die Rolle der natürlichen Selektion und entscheidet, welche Eigenschaften als positiv und welche als negativ anzusehen sind. Dann werden solange neue Generationen gezüchtet und selektiert, bis man die gewünschte Veränderung erreicht hat. Ein bekanntes Beispiel zum Züchten ist der Mais. Seine heutige Form ist erst durch Eingriff des Menschen entstanden.

Ist es nun zwingend sicherer zu Züchten statt Transgenesis zu benutzen? Nein, denn die Transgenesis muss per Gesetz streng kontrolliert werden, damit das Endprodukt auch wirklich sicher ist. Die zufälligen Mutationen die während der mehrgenerationalen Züchtungsphase entstehen müssen und können gar nicht kontrolliert werden. Es ist viel wahrscheinlicher, dass eine zufällige Mutation aus dieser Phase negative Eigenschaften eines Organismus auslösen würde, als die Transgenesis. (Vorausgesetzt die durch Transgenesis eingefügte Eigenschaft ist nicht per se schon schlecht.) Zu der Sicherheit kommen wir jedoch gleich noch mal separat.

Ohne Eingreifen des Menschen in die genetische Entwicklung vom Mais, gäbe es folgende Entwicklung nicht (links früher, rechts heute):

GMO sollte verboten werden?

Oft findet man, gerade im Internet, Leute oder Petitionen die dazu aufrufen GMO komplett zu verbieten in ihrem Land, am liebsten sogar auf der ganzen Welt. Doch ist das wirklich erstrebenswert? Da wir eben schon festgestellt haben, bezieht sich GMO nicht nur auf die Nahrung die wir zu uns nehmen, sondern auch auf Viren. Diese sind ein gutes Beispiel dafür, wieso man vielleicht nicht sofort den „GMO verbieten“ Hammer auspacken sollte. Dank GMO-Techniken wurde bereits vor Jahren ein HI-Virus genetisch so verändert, dass dieser nicht gesunde, sondern ausschließlich Krebszellen befällt und angreift. Durch diese Methode wurden bereits nachgewiesene Erfolge erzielt (Wir sprechen hier von Krebspatienten die geheilt wurden).  Durch das neue Gebiet der Gentherapie erhoffen sich Forscher bald die verschiedensten Krankheiten heilen zu können, deren Ursache defekte Gene sind. Möchte man das wirklich mit verbieten?

Ein anderes Beispiel sind Impfungen. Vor wenigen Tagen erst kam die Nachricht, dass eine Ebola-Impfung zu 100% schützt. Diese Impfung wurde hergestellt, indem ein Viruskörper ein Stück vom Ebola Virus eingepflanzt wird. Sind diese Viruskörper einmal im Körper werden gegen den Ebola-Virus Antikörper hergestellt. Viele andere Impfungen funktionieren ähnlich. Impfungen haben es der Menschheit ermöglicht ganze Krankheiten auszulöschen. Das wäre mit verboten. Experten sind sich einig: In wenigen Jahren wird es kein neues Medikament mehr geben, welches nicht irgendwie mithilfe von Gentechnik hergestellt wurde. Bereits heute sind ein Großteil aller erhältlichen Medikamente durch Gentechnik entstanden.

Ebenfalls gibt es veränderte Organismen, die der Umwelt gutes Tun z.b. der Abbau von ausgelaufenem Öl, das Reinigen von radioaktiven Abfällen oder die Beseitigung von Lösungsmitteln, Kunststoffen, Schwermetallen sowie Giftstoffen.

Doch die meisten meinen ja mit ihren Rufen nach GMO-Verbot nur die genetisch veränderte Nahrung die uns von manchen Firmen angeboten wird. Dazu kommen wir gleich.

Was ist das eigentliche Problem an der GMO-Debatte?

Das eigentliche Problem ist keinesfalls das Verfahren der genetische Veränderung eines Organismus an sich. Es ist wie mit den meisten Technologien: Man kann mit ihnen gute und schlechte Dinge anstellen. Kommen wir also zu der Frage wo die Meinungen so auseinander gehen wie Himmel und Hölle: Ist GMO-Nahrung schädlich, krankmachend oder gar krebserregend für mich?

Hier gibt es Entwarnung: Nein, es gibt keine einzige wissenschaftlich anerkannte Studie hierfür. Gentechnisch veränderte Pflanzen werden heute auf über 200 Millionen Hektar angebaut, niemand ist nachweislich durch diese Ernte krank geworden. Nach vielen Jahrzehnten des Konsums und über 1700 wissenschaftlichen Studien ohne einen einzigen Fall ist es wohl sehr sicher zu sagen, dass Genfood nicht gefährlicher als anderes Essen ist. Woher nehmen die Leute also bitte ihre „Weltuntergangstheorien“ über Genfood?

Eins der eigentlichen Probleme: Es gibt genetisch veränderte Pflanzen die gegen Glyphosat (ein Herbizid von Monsanto) resistent sind, auf denen wird logischerweise mehr Glyphosat gespritzt. Dieses wurde jetzt von der Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Hier sollte man tatsächlich die Erzeugnisse dieser Pflanzen meiden, allerdings nicht wegen dem genetischen Eingriff, sondern wegen der erhöhten Konzentration an Glyphosat. Dieses Problem liegt an unzureichender vorhergehender Untersuchung des Herbizids Glyphosat, nicht an der verwendeten Gentechnik.

Das genetische Verändern kann unvorhergesehene Seiteneffekte hervorrufen?

Das stimmt. Doch ist es genauso in der Natur. In jeder neuen Generation gibt es unzählige spontane Mutationen. Bei genetisch veränderten wenige (meist unter 10) gezielte Veränderungen. Dazu werden diese Änderungen vor Marktreife viele Jahre untersucht. (Leider werden diese Untersuchungen oft von den herstellenden Firmen finanziert, wobei hier dann die Glaubwürdigkeit manchmal ziemlich fragwürdig ist.)
Diese Untersuchungen auf Sicherheit gibt es nicht und es ist gar nicht möglich bei spontanen Mutationen in der Natur. Die Natur setzt darauf, dass etwas was nicht gut ist, auch ausstirbt. Wie bereits gesagt gibt es über 1700 wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit der  Sicherheit von GMOs auseinandersetzen, und keine fand auch nur einen Anhaltspunkt dazu, dass GMO an sich schlecht ist. (Was schlecht sein kann sind die Eigenschaften die ein Organismus erhalten soll, das hat jedoch etwas damit zu tun, dass es nur sehr unzureichende Gesetze gibt, was erlaubt ist zu verändern, und was nicht.)

Ein weiteres Problem …

ist dass globale Konzerne Patente auf diese Organismen anmelden können und Leute verklagen können, wenn diese unwissend oder wissend diese Organismen benutzen. Ebenfalls bekommen diese Konzerne (die relativ wenige sind) eine große Macht über unsere Nahrung. Das muss kritisch überwacht und zur Not durch Kartellämter oder ähnliches verändert werden. Ebenfalls wäre es nur logisch, dass kein Konzern ein Patent auf Organismen anmelden kann. Dies stellt die Organismen generell als menschliches Eigentum dar (auch Tiere).

Außerdem muss geregelt werden, was für Veränderungen gemacht werden dürfen, und welche nicht. Eine Nutzpflanze ein Anti-Insekten Mittel produzieren zu lassen, welches zum massenhaften Absterben von allen Insekten führen könnte, darf nicht das Ziel sein.

Ihr als Umweltblog seid also für GMO?

Wir als Umweltblog setzen auf Aufklärung, statt Aufschreckung, wie es bei vielen Kampagnen für und gegen GMO geschieht. Wir sind auch für genaue Kennzeichnungspflichten, sodass jeder Verbraucher für sich selbst entscheiden kann.

Wie bei jeder neuen Technologie gibt es am Anfang natürlich Skepsis in der Bevölkerung und wir brauchen eine gesunde Diskussion über die Regeln die wir an sie stellen werden. Wir als Öko-Aktivisten sollten jedoch nicht unsere Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, indem wir Petitionen unterschreiben und mobil machen gegen Themen, von denen wir dann eigentlich nur denken, dass sie schlecht seien, weil irgendjemand ohne wissenschaftliche Beweise es uns mal gesagt hat. Die meisten von uns sind dann halt eben doch keine Experten auf diesem Gebiet. Dann nimmt man uns irgendwann auch bei den anderen wichtigen Themen nicht mehr ernst. (z.b. Klimawandel) Und wahrscheinlich hat fast jeder von uns noch nie auch nur eine der vorher erwähnten wissenschaftlichen Arbeiten über die Sicherheit der GMOs überhaupt gelesen. (Oder eine Aufbereitung in leichterer Sprache)

Die Technologie der genetischen Veränderung an sich ist nicht schlecht, doch man kann damit schlechte Dinge anstellen. Es ist wohl unstrittig, dass es nicht gut für die Umwelt ist, wenn wir Pflanzen bspw. gegen Herbizide resistent machen und diese dann mit diesen Herbiziden ertränken.

Ein großes Problem, wofür noch eine Lösung gefunden werden muss ist die Fortpflanzung der genetisch veränderten Organismen. Es muss sicher gestellt werden, dass diese Organismen nicht die nicht Veränderten aussterben lassen. Es müssen also Wege gefunden werden um die Kreuzung von GMO und nicht GMO zu verhindern, nur so ist es auch sicher möglich dem Verbraucher zu kennzeichnen, ob ein Produkt genetisch verändert wurde oder nicht.

Ein weiteres trauriges Beispiel

Sogenannter „Goldener Reis“ wurde entwickelt um gesundheitliche Probleme zu bekämpfen. Dieser Reis enthält vermehrt Provitamin A und kann so in ärmeren Ländern wo Vitaminmangel große Probleme gerade bei Kindern auslöst (das kann bis zum Erblinden oder Tod führen) eingesetzt werden. Der Reis wurde viele Jahre untersucht und wurde als sicher eingestuft. Bereits 2002 sollte dieser Reis in Indien zugelassen werden, wurde jedoch aufgrund von Protesten von GMO-Gegnern nicht zugelassen. Es wird geschätzt, dass bis heute 1,42 Millionen Lebensjahre nicht gelebt werden konnten, aufgrund zu frühen Todes, hervorgerufen durch Vitaminmangel, der mit goldenem Reis nicht aufgetreten wäre. Ich wäre auf die Erklärung der GMO-Gegner gegenüber den Familien, deren Kinder diese Millionen Lebensjahre allein in einem einzigen Land nicht leben durften, gespannt.

Kurz zusammengefasst was passieren muss:

  •  Unsere Einstellung zu unbekannten Themen sollte sich ändern. Das Motto muss lauten „Erst Informieren, dann beschweren“ und die Informationen sollten möglichst aus verlässlichen Quellen kommen.
  •  Die Politik, große Firmen und wissenschaftliche Untersuchungen brauchen mehr Transparenz (vorallem bei kritischen Dingen wie der Nahrungsversorgung).
  •  Zur Transparenz gehören auch genaue Kennzeichnungspflichten, dann ist es dem Verbraucher möglich selbst zu entscheiden.
  •  Es muss mehr unabhängige Untersuchungen zur Sicherheit geben (nicht von der herstellenden Firma finanziert) und hohe Sicherheitsstandards bei Einführung außerhalb eines Labors.

Sollte also GMO komplett verboten werden? Meiner Meinung nach nicht. Aber wir brauchen strenge und transparente Gesetze und Möglichkeiten zur Überprüfung dieser, dann können wir auch die positiven Aspekte dieser Technologie benutzen ohne Angst zu haben.

Sollte einer unserer Leser anderer Meinung zu diesem Thema sein oder wissenschaftlich überprüfbare Studien kennen, die eine grundsätzliche Gefahr für die Gesundheit durch GMO nahelegt, würden wir uns über einen netten Kommentar unter diesem Beitrag freuen.

Ein Gedanke zu „Was man über GMO wissen sollte

  1. Keine Wissenschaft schafft eine bessere Welt. Vorteile außerhalb der Natur verlieren sich mit der Zeit. Über seine 5 Sinne kann der einzelne Mensch sich besser kontrollieren.

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