Projektgebiet in Guatemala: Interview mit Linda Rohnstock

Unsere Partnerorganisation OroVerde ist sehr aktiv in Guatemala unterwegs. Auf der Projekthomepage gibt es einige Informationen darüber, was dort genau versucht wird, um kostbaren Regenwald zu schützen und um ihn wieder aufzuforsten.
So preisen wir auf Blog2Help beispielsweise oft die Möglichkeit, für 1€ einen Baumsetzling für das Projektgebiet zu kaufen, an. Doch es ist gibt mehr zu tun, als nur simples Bäume pflanzen, um dieses Stück Natur zu erhalten.
Eine Aufgabe ist Kommunikation. Mit den Bauern, mit Projektverantwortliche und den Behörden vor Ort. Der Schutz des Jaguars vor Ort ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen der Organisation..

Linda Rohnstock von OroVerde ist kürzlich in den Nationalpark gereist, um mal nach dem Rechten zu sehen. Grund genug für uns, ihr einmal ein paar Fragen zu stellen.
1. Hallo Frau Rohnstock, Sie sind ja jetzt schon länger bei OroVerde. Wie kam es dazu, dass Sie Regenwaldschützerin geworden sind?

Für mich war der Schutz der Umwelt schon immer eine Herzensangelegenheit. Deshalb hab ich auch angefangen Biodiversität und Ökologie an der Uni Göttingen zu studieren. Nach einem Jahr Pause mit Praktikum und Reisen durch Südamerika bin ich in für mein Masterstudium in den Niederlanden, in der kleinen Stadt Wageningen gelandet. Dort habe ich für 2 Jahre den Klimawandel und all seine wirtschaftlichen, politischen Aspekte und vor allem die Auswirkungen auf Ökosysteme studiert. Schon während dieses Studiums hab ich mich mit der Rolle der Wälder im Klimawandel beschäftigt. So kam ich dann kurz danach zu OroVerde, wo ich mittlerweile schon über ein Jahr Trainee im Bereich Internationale Projekte bin.

2. Was raten Sie zukünftigen Regenwaldschützern. Was für eine Ausbildung ist ratsam und welche„Kenntnisse“ werden von außerhalb überhaupt in Projektgebieten benötigt?

Um Regenwälder zu schützen, sollte man seine Funktionen und Vernetzungen verstehen. Ein naturwissenschaftliches Studium ist da schon ratsam, aber nicht unbedingt zwingend. Wir haben auch Kollegen aus anderen Bereichen, die wunderbare Arbeit leisten.
Ich kann vieles aus meinem Studium, besonders meines Masters, in der Arbeit verwenden. Aber viele andere Dinge, habe ich bei OroVerde erst gelernt oder bin noch dabei sie zu lernen, so zum Beispiel das ganz praktischen Projektmanagement, wie Anträge für finanzielle Unterstützung schreiben und unsere Partner vor Ort organisatorisch aber auch fachlich bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

3. Nun aber zu Ihrem aktuellen Projekt, der Rettung des Jaguars. Sie waren gerade kürzlich erst an der Grenze von Mexico und Guatemala um den Projektfortschritt zu begutachten. Welche konkreten Maßnahmen wurden denn (von OroVerde) getroffen und sind sie gefruchtet? Was können Sie bis jetzt dazu sagen? Und wie geht es weiter?

In dem Nationalpark Sierra del Lacandón im Norden Guatemalas arbeitet OroVerde schon seit 2004 mit unseren lokalen Partnern der Stiftung Defensores de la Naturaleza. Zusammen mit den im Park lebenden Gemeinden wird an Aktivitäten zum Waldschutz, an Wiederaufforstungen sowie Vergabe von Mikrokredite und der Schaffung von alternativen Einkommensquellen gearbeitet. An der Grenze zu Mexiko, an dem Fluss Usumacinta, habe ich während meiner Projektreise eine Wiederaufforstungsfläche eines Bauern angeschaut, die vor 6 Jahren gepflanzt wurde. Die Bäume sind mittlerweile richtig groß und es ist schon fast wieder ein kleiner Wald. Und genau dort hatte der Bauer seit einigen Nächten 2 Jaguare umherstreifen sehen. Das sind für uns natürlich tolle Nachrichten, denn das zeigt, dass die Tiere den „neuen“ Wald wieder als Lebensraum nutzen.

4. Wilde Tiere wie der Jaguar sind für die Einwohner ja auch immer eine Gefahr. Wie schaffen Sie es, dass Zusammenleben zu organisieren, ohne dass einer der Bauern doch auf die Idee kommt, das Tier zu erlegen?

Der Jaguar ist für die Menschen selber eigentlich keine Gefahr, denn er ist ein scheues Tier, das den Menschen eher meidet. Die Bauern haben vielmehr Angst um ihre Rinder, denn es kommt schon vor, dass ein Jaguar ein Rind reißt. Unsere Partnergemeinde in Guatemala, die Defensores de la Naturaleza, haben genau dafür einen Ratgeber entwickelt der an die Bauern ausgegeben wird. Darin wird erklärt, wie sie es vermeiden können, dass Wildtiere wie der Jaguar ihre Rinder reißt. Außerdem wird auf die Wichtigkeit des Tiers für das Gleichgewicht des Ökosystems hingewiesen mit dem Ziel, dass sich die Einstellung der Bauern gegenüber den Wildtieren ändert.

 

5. Was ist Ihre nächste Mission? Ist so vieles reisen nicht auch irgendwann einmal lästig?

Gerade bin ich in Doha, Katar bei der internationalen Klimakonferenz. Auch das ist ein Teil meiner Arbeit: die Erfahrungen, die wir in den Projekten machen in internationale Diskussionen und Verhandlungen einbringen, damit die mögliche Regeln für Waldklimaschutz Vorhaben nicht nur den im Wald gespeicherten Kohlenstoff beachten, sondern auch den Schutz der Biodiversität und die Rechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinden. Außerdem ist es immer interessant und hilfreich sich mit anderen Organisationen auszutauschen, die ähnliche Projekte durchführen wie wir. Deshalb reise ich auch immer gern zu solchen Treffen. Aber viel lieber besuche ich unsere Projekte! 2-3 Mal im Jahr geht es nach Guatemala für einige Wochen. Es ist immer spannend zu sehen, welche Fortschritte gemacht wurden und wie die Bäume in den Aufforstungen wachsen.

6. Last but not least, was sind Ihre Tipps um zu Hause den Regenwald bzw. die Natur zu schützen? Achten Sie daheim auf etwas spezielles?

Da gibt es viele Sachen, die man machen kann. Besonders für den Regenwaldschutz ist die Nutzung von Recyclingpapier wichtig, denn unser Papierverbrauch ist immens. Außerdem sollte man möglichst auf Fleisch verzichten, denn für die Haltung der Tiere und/oder für die Produktion von Tierfutter werden große Flächen Wald gerodet. Beim Möbel- oder Holzkauf sollte man darauf achten, dass es zertifiziert ist. Das FSC Siegel ist da im Moment die beste Wahl. Viele weitere Tipps gibt es auf unserer Website www.oroverde.de zu finden!

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der Zukunft

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