Green Economy – Ein Ausweg aus dem Untergang?

Das einzige was der RIO+20 Gipfel an neue Erkenntnisse gebracht hat ist, dass die Staatengemeinschaft wohl auf ein Umdenken der Wirtschaft hofft. Das Zauberwort hierfür ist „Green Economy“. Angesichts der Tatsache, dass wir bei unserem derzeitigen Konsum bald zwei Erden benötigen um den Ressourcenhunger zu stillen, ist ein Umdenken des Menschen unbedingt nötig, wenn er seine Rückentwicklung oder gar seinen Untergang nicht selbst einleiten will.

Sie denken diese Entwicklung ist unmöglich? Im römischen Reich gab es Badehäuser, kulturelle Veranstaltungen und allgemein zivilisiertes Leben. Was danach kam ist bekannt. Mittelalter, Pest und Armut. Dies hatte zwar eher „politische“ Gründe, aber es zeigt auf, dass es auch abwärts gehen kann in der Entwicklung, selbst wenn man sich das im Smartphone-Zeitalter nicht mehr vorstellen kann.

Doch wenn wir unser Wirtschaftswachstum weiter nur auf mehr Konsum auslegen, werden wir zwangsläufig vor große Probleme gestellt. Doch an einer Lösung zerbrechen nicht nur wir uns den Kopf. Ein Ausweg könnte die Green Economy bieten, doch worin liegt der Nutzen dieser Wirtschaftsform

Nutzen für Mensch und Natur:
Angesichts anfangs erwähnter Ressourcenknappheit würde eine ökologische und nachhaltige Wirtschaftsform natürliche den Planeten schonen. Um neue Öl- oder Gasvorkommen zur erschließen sind zum Beispiel immer gefährlichere Fördermethoden notwendig, da die großen Felder, die einfach zu erschließen sind langsam aber sicher versiegen. Ähnlich sieht das bei wichtigen Edelmetallen wie Coltan aus, die für Handy und andere IT-Geräte benötigt werden. Teilweise muss bis tief in den Regenwald vorgedrungen werden um gewisse Ressourcen zu erlangen. Egal wie sehr man sucht, irgendwann ist jede Quelle mal versiegt.

Der Rohstoffabbau geht meistens auch zu Lasten der Bevölkerung. Umsiedlung ganzer Städte ist da noch das harmloseste. Vertreibung, Kontaminierung des Trinkwassers und die Gefährdung durch andere Nebenprodukte des Abbaus gehören in der Rohstoffbranche zum traurigen Alltag.

Bei der Erzeugung nachwachsender Rohstoffe könnte man schon bald an die Grenzen des Machbaren stoßen. Laut der Ökologen William Rees und Mathis Wackernagel, die Erfinder des ökologischen Fußabdruckes, stehen jedem Menschen 1,5 Hektar Land im Jahr zur Verfügung, um seine Bedürfnisse zu decken. Wir Deutsche verbrauchen momentan 4,6 Hektar im Jahr. Wir Leben also über unsere Verhältnisse, auch auf Kosten der Entwicklungsländer. Mit steigenden Bevölkerungszahlen verringert sich natürlich unser zur Verfügung stehender Platz.

Die Green Economy kann hierbei die Auswirkungen eindämmen, ganz ausmerzen wird sie sie nicht können. Durch effizienteres Ressourcenmanagement kann die Rohstoffausbeutung in Grenzen gehalten werden, überflüssig werden die seltenen Erden dadurch auch nicht. Durch ein ordentliches Recycling könnte man im Idealfall einen geschlossenen Rohstoffkreislauf schaffen. Dies ist aber auch nur bei wenigen Rohstoffarten wie Glas möglich. Bei Plastik wäre es z.B. nicht möglich. Es könnten für viele Dinge alternative Rohstoffe eingesetzt werden. Holz anstatt Braunkohle beispielsweise. Doch schon jetzt ist es schwierig den Holzbedarf durch nachhaltige Quellen zu decken und den Bedarf durch illegal gerodeten (Regen)Wald zu decken wäre natürlich der falsche Weg.
Hat man doch irgendwann mal alle Fragen geklärt und Strategien parat um die Green Economy einzuführen, stellt sich nur noch die Frage:

Warum sollte eine Firma ökologisch produzieren?
Machen wir uns nichts vor. Eine Firma wird in der Regel nur so umweltfreundlich sein, wie sie es muss, bzw. wie sie es für sinnvoll hält. Es kann sein, dass ein kleiner Mittelstandsbetrieb aus Idealismus eine grüne Firmenpolitik hat, das ist aber wahrlich der seltenste Fall.

Der Nutzen zieht sich meist aus Image- und Werbetechnischen Gründen. Der Verbraucher soll ein gutes Gewissen bekommen, wenn er zu dem grüneren Produkt greift, anstatt zum Konkurrenzprodukt. Auch fürchten Firmen Verbraucherboykotts, wenn ihre Machenschaften an die Öffentlichkeit gelangen. Prominentestes Beispiel war der Shell Boykott 1995, dadurch wurde ein Versenken der Ölplattform „Brent Spar“ verhindert.

Doch viele Unternehmen entschließen sich, das Werbebudget nicht für ein grünes Image auszugeben, sondern lieber in große Werbekampagnen zu stecken um das eigene Ansehen aufzupolieren. Das mag unter Ökonomen vielleicht ein sinnvoller Weg sein, doch ich sehe das anders. Es muss von dem Gedanken weggekommen werden, dass ein grünes Image einfach nur Marketing ist, sondern als eine Investition in die Zukunft gesehen werden. Das soll jetzt keine hohle Phrase sein, deshalb möchte ich es noch ein wenig ausführen.

Multinationale Konzerne haben das Ziel auch noch in 30 Jahren zu existieren und ihren Eigentürmern (bei Großkonzernen meist Aktionäre) auch hier noch eine ordentliche Rendite zu erwirtschaften. Also sollte jede größere Handlung eines Managers mit Weitblick geschehen.
Schauen wir auf die Automobilindustrie, das Zugpferd Deutschlands. Wenn in 15 Jahre die Rohstoffe zum produzieren knapp werden, weil man jetzt damit zu verschwenderisch umgegangen ist und auf Recycling verzichtet hat, dann ist Schluss mit Geld verdienen. Verseucht man jetzt den Boden in China um Rohstoffe zu gewinnen oder beutet man die Arbeiter dort aus, lässt sie zu miserablen Arbeitsbedingungen Rohstoffe abbauen bzw. Autos zusammenbauen, macht man sich selbst einen Absatzmarkt kaputt. Oder wird der Zeitpunkt für grünere Technologie verpasst (3-Liter Auto, Öko-Strom-Auto) und die Bevölkerung kann sich die Sprittfresser nicht mehr leisten, dann ist es auch hier schwer noch einmal auf die Beine zu kommen. 

Das Problem ist nur, dass es sich in der Theorie super anhört. Eine Führungsperson trotzdem eher auf seine kurzfristigen Ziele achten muss, damit er Erfolgsprämien kassiert. Außerdem wird man mit dieser Argumentation bei den wenigsten Vorständen auf Gegenliebe stoßen. Denn eine Neupositionierung eines großen Industriebetriebs ist nicht mal so von heute auf morgen erledigt. Lieber macht man so weiter, wie man es schon immer gemacht hat.

So eine Veränderung kann im großen Stil also nur durch Einsicht, bzw. einem gesellschaftlichen Wandel oder Zwang (Gesetze) geschehen. Wie so oft muss es wohl einen Mittelweg geben um damit erfolgreich zu sein. Die Verbraucher sind in den letzten Jahren schon umweltbewusster geworden, was man alleine daran sieht, dass Öko-Produkte auch schon im Supermarkt zum Alltag gehören. Dies muss intensiviert werden. Es kann z.B. nicht sein, dass ich im Schreibwarenladen kein Druckerpapier aus Altpapier bekomme. Auch bei Gebrauchsgütern wie Kleidung bleibt mir meistens nichts anderes übrig als auf in „billig Länder“ produzierte Güter zurückzugreifen ohne zu wissen, woher die Materialien kommen.

Politische Konzepte wie das viel kritisierte EEG oder der CO2-Handel sind meiner Meinung nach schon einmal ein guter Schritt um Unternehmen grüner zu gestalten, jedoch dürfen sie nicht so halbherzig wie jetzt umgesetzt werden (Energieintensive Firmen müssen keine EEG-Umlage zahlen). Auch muss es der Bevölkerung klar gemacht werden, warum solche Gesetze notwendig sind. Dies ist im Falle der EEG nicht gelungen.

Die nächsten Schritte müssen sitzen, das könnte zum Beispiel sein: ein besseres Recycling einzuführen, Obergrenzen für Ressourcenverbrauch bei bestimmten Produkten einzuführen, bestehende (sinnvolle) Gesetze zu reformieren und dem Verbraucher, mit einem besserem Siegelsystem, die Chance geben mehr über den Herstellungsprozess zu erfahren und sich so für das umweltverträglichere Produkt zu entscheiden.

3 Gedanken zu „Green Economy – Ein Ausweg aus dem Untergang?

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